Baikonur/Moskau - Seit der Russe Juri Gagarin im April 1961 als erster Mensch vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan ins All flog, vollziehen Generationen von Kosmonauten vor dem Start sonderbaren Riten. Weil dem nervösen Gagarin angeblich auf der Busfahrt zur Startrampe die Blase drückte und er auf die Schnelle den Busreifen befeuchtete, pinkeln russische Weltraumfahrer vor dem Start ebenfalls an einen Reifen ihres Crew-Busses. Auch der US-Astronaut William Shepherd, Kommandant der ersten Dauerbesatzung der Internationalen Raumstation ISS, hatte vor dem Start am Dienstag in Baikonur versprochen, sich an das Ritual zu halten. Der Tag begann für Shepherd und seine russischen Kollegen Juri Gidsenko und Sergej Krikaljow am Morgen im Hotel mit ein paar Schlückchen Sekt und dem Biss in eine saure Gurke. Das bringe Glück für eine lange Reise, berichteten die russischen Nachrichtenagenturen. Da die Seriennummer der Sojus-Trägerrakete auf die - nicht nur - in Russland als "teuflisch" gefürchtete Zahl "666" endet, besprengte ein orthodoxer Priester die Crew im Morgengrauen mit Weihwasser. Auch der altertümliche Crew-Bus wurde gesegnet, bevor die Raumfahrer mit Blaulicht zur Startrampe gebracht wurden. Am Abend zuvor hatten sich die Kosmonauten in alter Tradition einen Spielfilm auf Video angeschaut. Weshalb es ausgerechnet der Film "Weiße Sonne der Wüste" sein musste, blieb zunächst unklar. Der Sowjetklassiker war erst nach dem Gagarin-Flug gedreht worden. "Vor dem Start sind alle nervös" Stephan Borim (62), russischer Kosmonauten-Busfahrer, hat die drei Besatzungsmitglieder der ISS auf der Fahrt zum Weltraumbahnhof Baikonur mit Witzen und russischen Anekdoten zu beruhigen versucht. "Vor dem Start sind alle nervös, deshalb versuche ich, die Stimmung mit einigen Scherzen und Anekdoten aufzulockern", sagte der Busfahrer am Dienstag der Nachrichtenagentur Itar-Tass. Borim fährt seit acht Jahren die Besatzungen vom Hotel zu ihren Raumschiffen. Auch der amerikanische Astronaut William Shepherd und seine russischen Kollegen Juri Gidsenko und Sergej Krikaljow waren am Morgen in einem Spezialbus aus sowjetischer Produktion mit Blaulicht zur Startrampe gebracht worden (APA)