Taipeh/Singapur - Beim Absturz und der Explosion eines Passagierflugzeugs der Singapore Airlines auf dem Flughafen von Taipeh in Taiwan sind am Dienstag möglicherweise bis zu 100 Menschen ums Leben gekommen. Bisher wurden 66 Leichen aus dem Wrack geborgen. 30 Insassen gelten noch als vermisst. 68 Überlebende kamen mit schweren Brandverletzungen und Rauchvergiftungen ins Krankenhaus, weitere 16 Menschen blieben unverletzt. Die Insassen der Boing sind nach ersten Berichten der Behörden Taiwanesen, Amerikaner, Japaner, Inder und Thailänder. Nach Angaben von Singapore Airlines befand sich auch ein Deutscher an Bord der Unglücksmaschine. Die Boeing 747 war am späten Dienstagabend mit 179 Menschen an Bord auf dem Flughafen der taiwanesischen Hauptstadt Taipeh bei starkem Sturm kurz nach dem Abheben auf die Startbahn gestürzt und explodiert. Der Pilot meldete nach Angaben von Singapore Airlines, er habe auf der Startbahn ein "Objekt" gerammt. Der schwerste Unfall der Singapore Airline Ein Sprecher der Fluggesellschaft betonte, es sei der erste schwere Unfall in der Geschichte von Singapore Airlines. Die US-Flugsicherheitsbehörde NTSB entsandte Spezialisten nach Taipeh, um bei der Suche nach der Unglücksursache zu helfen. Die Unglücksmaschine wurde nach Angaben der Fluggesellschaft im Jänner 1997 gebaut und war im September vergangenen Jahres zuletzt grundlegend gewartet worden. Maschine ist auseinandergebrochen Die Boeing 747 der Singapore Airlines mit 159 Passagieren und 20 Besatzungsmitgliedern sollte nach Los Angeles fliegen. Vor dem Abheben auf dem Rollfeld habe die Maschine einen Gegenstand gerammt, berichtet der Piloten der Unglücksmaschine. Danach sei die Maschine auseinander gebrochen und in Flammen aufgegangen. Nach unbestätigten Medienberichten wurde auf dem Rollfeld ein Flugzeugrad gefunden, das nicht zur Unglücksmaschine gehörte. Augenzeuge: "... dann war da plötzlich Feuer überall" Augenzeugen berichteten, Sekunden nach dem Start sei das Flugzeug abgesackt, auf dem Boden aufgeschlagen und in einem Feuerball explodiert. Der Brand in der Kabine breitete sich offenbar rasend schnell aus. Der Amerikaner John Diaz, der das Unglück überlebte, berichtete im CNN-Fernsehen: "Da gab es einen lauten Knall, und dann war da plötzlich Feuer überall. Die Flammen schossen direkt rechts neben mir hoch. Ein armer Kerl neben mir, ich denke, er wurde vom Flugzeugbenzin durchnässt. Er brannte wie eine Fackel." Der Amerikaner Richard Maneth, der nach eigenen Angaben ohne fremde Hilfe aus dem brennenden Wrack flüchten konnte, berichtete von einem "Schütteln" des Flugzeugs beim Abheben. "Sekunden später kippte die Maschinen nach links. Die Flammen kamen von der linken Seite." Taiwans Fernsehen zeigte Bilder vom ausbrannten Wrack des Jumbos auf dem verregneten, nächtlichen Tschiang-Kai-Schek Flughafen von Taipeh. Zu sehen waren Feuerwehrleute mit gelben Wetterjacken im Rettungseinsatz. Helfer trugen eilig Verletzte auf Bahren fort. Ein Augenzeuge berichtete, noch zwanzig Minuten nach dem Absturz sei das grell leuchtende Großfeuer auf dem Flughafen zu sehen gewesen. Sämtliche Flüge wurden bis auf weiteres ausgesetzt, das Flughafengelände wurde abgesperrt. Entgegen der vorläufigen Informationen sind nach Angaben der Lufthansa in Frankfurt, die mit Singapore Airlines in der STAR-Alliance verbunden ist, keine deutsche Lufthansa-Passagiere an Bord. Bei dem Flug SQ006 habe es sich nicht um einen sogenannten Code-Sharing-Flug gehandelt. Bei Code-Sharing-Flügen werden Passagiere mehrerer Gesellschaften auf ein Flugzeug gebucht. Der taiwanesische Ministerpräsident Chang Chun-hsiung äußerte sich bestürzt über die Katastrophe und pessimistisch über das Schicksal der noch Vermissten. Die Hoffnungen, sie lebend zu bergen, seien gering. "Wir müssen uns auf das Schlimmste vorbereiten", sagte der Regierungschef. (APA/AFP/dpa)