Washington - Für die amerikanische Raumfahrtbehörde NASA ist mit Start der ersten Langzeitbesatzung der Internationalen Raumstation ISS ein Traum wahrgeworden. Erstmals seit dem Skylab in den siebziger Jahren wird die USA wieder über eine bemannte Raumstation im All verfügen - auch wenn es sich diesmal um ein internationales Projekt zusammen mit Russland handelt. Der amerikanische Kommandant der Raumstation, Bill Shepherd, begann die neue Ära mit den Worten: "Los, lasst es uns anpacken". Dann bestiegen Shepherd und seine beiden russischen Kollegen Sergej Krikaljow und Juri Gidsenko auf dem russischen Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan ihre Sojus-Kapsel und flogen ab. NASA-Chef Daniel Goldin zeigte sich nach dem Start begeistert. Vergessen war der Ärger über die langen Verzögerungen, für die er noch vor zwei Jahren unverhohlen Russland verantwortlich gemacht hatte. Moskau hätte nie das Wohnmodul bauen dürfen, hatte Godin damals geflucht, nachdem die russische Raumfahrtbehörde mal wieder eine weitere Verzögerung bekannt gegeben hatte. Die NASA hatte immer wieder bemängelt, dass die finanzschwachen Russen weiter Geld in die altersschwache Raumstation Mir pumpten und mit der Lieferung ihrer Teile der Raumstation nicht nachkamen. Auf diese Weise hatte sich der Start der in den USA als "Expedition 1" bezeichneten Mission immer wieder verzögert. Shepherd und sein Team hatten darum drei Jahre lang Zeit, sich auf ihre Mission vorzubereiten. Zeit genug auch für Russen und Amerikaner, um alle Verfahrensfragen zu klären. So wurde ein genauer Mechanismus erarbeitet, wie sich die Bodenstationen beider Nationen absprechen, wenn es Unklarheiten gibt. Als Bordsprachen fungieren Russisch und Amerikanisch. Die Funkgespräche zur jeweiligen Bodenstation werden jeweils simultan in die andere Sprache übersetzt, so dass auch die andere Seite über alles informiert ist. Ärger gab es zuvor über die Ernennung des Amerikaners zum Kommandanten der Raumstation. Die NASA hatte darauf bestanden und sich dabei auch sehr hartnäckig gezeigt. Auf russischer Seite hatte es dagegen anfangs Protest gegeben, nicht zuletzt deswegen, weil die deutlich erfahreneren Kosmonauten Krikaljow und Gidsenko einem amerikanischen Astronauten unterstellt wurden, der noch nie in einer Raumstation gearbeitet hatte. Shepherd gilt in den USA jedoch als ein sehr diplomatischer Kommandant. Er versprach, die Raumstation solle ein Beispiel dafür werden, wie Menschen im Weltraum harmonisch zusammenarbeiten könnten. Die Arbeiten in der Raumstation beschränken sich nach Angaben der NASA am Anfang jedoch auf eher häusliche Aufgaben. So werden die Astronauten nach dem Andocken am Donnerstag die Station erst einmal bewohnbar machen. So müssen Wasser und Strom angeschlossen und die Toilette in Betrieb genommen werden. (APA/dpa)