Wien - Der drohende Arbeitskonflikt beim österreichischen Energieriesen OMV ist vorerst beigelegt. In einer Marathon-Verhandlung mit dem Vorstand konnte der Betriebsrat die befürchtete Auslagerung von knapp 700 Mitarbeitern zunächt einmal abwenden, wie OMV-Zentralbetriebsratsobmann Leopold Abraham heute, Mittwoch: "Der Vorstand hat eingelenkt, in zwei bis drei Wochen gibt es weitere Gespräche." Zu der angepeilten Kooperation mit der deutschen E.ON-Tochter Veba Öl werde der Vorstand weitere Gespräche führen, nimmt Abraham an. Die für den OMV-Instandhaltungsbereich von der Chefetage geplante Auslagerung in ein Joint-Venture sei zwar nicht tot, doch habe der Vorstand am (gestrigen) Dienstag in einer mehr als siebenstündigen Klausur zugesichert, dass über alle Detailfragen mit der Belegschaftsvertretung gesprochen wird. Statt einer Auslagerung schließt Abraham aber auch eine interne Lösung etwa in Form eines Profit Centers oder eines eigenen Geschäftsbereichs nicht aus. Zeitdruck gebe es keinen, realisiert werden solle die neue Struktur im Rahmen der bis 2003 laufenden Mittelfristplanung. VA Tech möglicher Joint-Venture-Partner Vor dem Einlenken des Vorstands - in "sehr konstruktiven Gesprächen", wie beide Seiten betonen - hatte der Betriebsrat durch die drohende Auslagerung Schlechterstellungen der betroffenen Mitarbeiter hinsichtlich Betriebsvereinbarungen, Firmenpensionen und Entgeltfortzahlung befürchtet. Bedenken, die jetzt einmal vom Tisch sind. Laut Abraham wären knapp 700 Mitarbeiter im Inland betroffen, davon 400 im Servicebereich, 200 in der Zentrale und fast 100 in anderen Sektoren. Dass der Energiekonzern da und dort Strukturmaßnahmen setzen muss, um seine Schlagkraft zu erhöhen, ist auch der Belegschaftsvertretung bewusst. Als möglicher Joint-Venture-Partner für den "Industrial Services"-Bereich ist zuletzt auch die VA Tech kolportiert worden. "Neue Wege gehen" Die Gespräche mit Veba Öl wird der OMV-Vorstand aus Sicht von Abraham fortsetzen und dabei "versuchen, neue Wege zu gehen". Insbesondere werde man den deutschen Partern das Gefühl vermitteln wollen, nicht als "Übernehmer" aufzutreten. Befürchtungen eines Take-Over durch die OMV werden nämlich Veba-Öl-Chef Wilhelm Bonse-Geuking nachgesagt, der den Verlust der Eigenständigkeit seines Unternehmens verhindern will. Wie berichtet soll der OMV-Vorstand bei E.ON/Veba zuletzt gerade aus diesem Grund auf Granit gebissen haben - Verhandlungen der Wiener in der Düsseldorfer Konzernzentrale sind erst vor einer Woche abgebrochen worden. Sollte sich E.ON jedoch gegen ihre Tochter durchsetzen, könnte die OMV Veba Öl übernehmen und im Gegenzug ihr Gasgeschäft an E.ON übertragen. Zusätzlich würde E.ON dann noch eine Beteiligung an der OMV erhalten, die Privatisierungsholding ÖIAG würde ihren OMV-Anteil dafür reduzieren. Für das OMV-Ziel spricht aus Sicht von Beobachtern die hohe Bedeutung ihrer russischen Gaslieferverträge für E.ON, deren deutsche Konkurrenten wie Ruhrgas und BASF den Zugang zum russischen Riesen Gazprom für sich vereinnahmt haben. (APA)