Natur
Die Schnee- und Eis-Flächen gehen weltweit um zehn Prozent zurück
UNO-Bericht konstatiert eine "für die vergangenen 10.000 Jahre beispiellose Erhöhung" der weltweiten Durchschnittstemperaturen.
Genf - In einer "für die vergangenen 10.000 Jahre beispiellosen Erhöhung" wird die mittlere Temperatur auf der Erde im 21.
Jahrhundert um eineinhalb bis sechs Grad steigen. Die Schnee- und Eisflächen der Erde sind nach einem am Mittwoch in Genf veröffentlichten
vorläufigen Bericht des UNO-Wissenschaftsrates zur Klimaveränderung (IPCC) in den vergangenen 40 Jahren durch den Treibhauseffekt
weltweit um bereits zehn Prozent geschrumpft. Das 20. Jahrhundert habe der nördlichen Erdhalbkugel "die wahrscheinlich höchste Zunahme
der Durchschnittstemperaturen der vergangenen 1.000 Jahre gebracht".
IPCC-Leiter Narasimhan Sundararaman sagte: "Wir beobachten nun Phänomene, die sogar auf einen Temperaturanstieg in den untersten
Schichten hindeuten, nur Kilometer von der Erde entfernt". Mit seiner dramatischen Prognose geht der IPCC deutlich über seine Annahmen
im vorausgegangenen Bericht von 1995 hinaus, der von einer Erwärmung um ein bis 3,5 Grad sprach. Seit 1860 sei die
Durchschnittstemperatur bereits um 0,4 bis 0,8 Grad angestiegen. In seinem Bericht vor fünf Jahren war der IPPC noch von einer Zunahme
um lediglich 0,3 bis 0,6 Grad Celsius für diesen Zeitraum ausgegangen.
Maßeinheit
Das Tempo der Erderwärmung lasse sich besonders deutlich am kontinuierlichen Anstieg der nächtlichen Mindesttemperaturen ablesen. Dies
habe bereits eindeutige Konsequenzen für die Landwirtschaft gehabt. Die durchschnittlichen Tageshöchsttemperaturen seien im gleichen
Zeitraum weniger schnell gestiegen als die Nachttemperaturen, erklärte Sundararaman.
Der Bericht, an dem mindestens 600 Wissenschaftler mitgearbeitet hatten, liefere außerdem neue, stichhaltigere Beweise für den negativen
Einfluss des Menschen auf das Klima, betonte Sundararaman. Mehr als die Hälfte der negativen Folgen der Treibhausgas-Emission seien
direkt auf Kohlendioxid (CO2) zurückzuführen. Dadurch, dass nun auch die Wirkung von Methan und anderen Gasen auf das Klima besser
erforscht sei, könnten nun auch genauere Prognosen für die künftig zu erwartende Erderwärmung gemacht werden.
Neben den deutlich nach oben korrigierten Daten sehen die IPPC- Wissenschaftler im 21. Jahrhundert einen etwas geringeren Anstieg des
Meeresspiegels. In ihrem Bericht 1995 gingen sie von 15 bis 95 Zentimetern (1990-2100) aus, jetzt von 14 bis 80 Zentimetern. Der
IPCC-Klimabericht ist den Ministern, die am 13. November zur Klimakonferenz in Den Haag zusammen kommen bereits zugestellt worden.
Eine endgültige Fassung liegt jedoch bisher nicht vor.