"Täglich Alles" bekommt Konkurrenz: Ab 8. Nobember nimmt die "Netzeitung" (NZ), die erste deutsche Online-Tageszeitung, offiziell ihren Betrieb auf. So wie Kurt Falks Boulevardblatt erscheint sie nur im Internet und nicht in gedruckter Form. Freilich lag sie – im Gegensatz zum bunten Blättchen – nie auf Papier vor und will sich auch eher in die Qualitätsecke einordnen. "Nettavisen"-Ableger Die Zeitung ist ein Ableger der norwegischen "Nettavisen", die 1996 von Wirtschaftsjournalisten gegründet wurde. Wie bei ihrem Vorbild liegt auch bei der "Netzeitung" das Hauptaugenmerk auf Nachrichten aus Politik und Wirtschaft. Neuigkeiten von der Börse wird viel Platz eingeräumt, es finden sich aber auch Ressorts wie "Deutschland", "Ausland", "Sport". 30 Redakteure Die Redaktion sitzt in Berlin-Mitte. Die Meldungen werden rund um die Uhr aktualisiert. Die dreißig Redakteure müssen von sechs Uhr früh und bis ein Uhr nachts arbeiten, ansonsten gibt es Bereitschaftsdienst. In Frankfurt, New York und Jerusalem hat man schon Korrespondenten. Finanzieren soll sich die Zeitung über Banner-Werbung, auch die Werbung in eigener Sache will die NZ ausschließlich online betreiben. Den Aufbau der Redaktion hat Spray Network NV bezahlt, eines der größten europäischen Internet-Portale. Die Geschicke der "Netzeitung" leitet der Österreicher Michael Maier, der aus dem Printbereich kommt. Maier war zuvor Chefredakteur der "Presse", der "Berliner Zeitung", des "Stern" und ist heute unter anderem Kolumnist des "Standard". Zielgruppe Zielpublikum der digitalen Zeitung sind User zwischen zwanzig und vierzig, die von Berufs wegen täglich vor dem Computer sitzen und auf hohem Niveau informiert werden wollen. Das Prinzip werde es sein, "Nachrichten zu bringen, ohne etwas verkaufen zu wollen", heißt es. So soll es in der "Netzeitung" auch keinen Platz für E-Commerce geben. Maier erwartet sich eine ähnliche Entwicklung wie in Norwegen. Als "Nettavisen" vor vier Jahren startete, hätten gerade 22 Prozent das Internet genutzt, jetzt seien es doppelt so viele. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2. November 2000)