Wien - Die Absicht von ÖIAG-Vorstand Rudolf Streicher, den Tyrolean-Chef Fritz Feitl zum Vorstandsvorsitzenden der AUA zu machen wird von den Personalvertretern der AUA abgelehnt. Sollte es tatsächlich so weit kommen, werden seitens der Belegschaftsvertreter "Aktionen" der knapp 5000 AUA-Mitarbeiter nicht ausgeschlossen.

Die ÖIAG ist mit 39,7 Prozent der größte Einzelaktionär der AUA. In einer nächtlichen Sitzung des Aufsichtsrates der staatlichen Beteiligungsholding ÖIAG zu Wochenbeginn, erhielt Streicher den Pouvoir, im Zuge der Neustrukturierung der AUA-Gruppe (inklusive Tyrolean und Lauda) Feitl als neuen AUA-Chef zu inthronisieren. Der stünde, so hieß es, am schnellsten zur Verfügung. Seine Bestellung wäre auch ohne Ausschreibung möglich. Doch formal ist die ÖIAG für eine Vorstandserweiterung bei der AUA nicht zuständig, denn das müsste der AUA-Aufsichtsrat beschließen. Darauf verwies auch AUA-Vorstand Mario Rehulka im STANDARD-Gespräch: "Die ÖIAG kann einen Wunsch äußern, zustimmen muss der AUA-Aufsichtsrat."

Und dort wollen die Belegschaftsvertreter bei der am 8. November angesetzten außerordentlichen Sitzung intensiv über die "Vorgehensweise Streichers" beraten und versuchen Verbündete zu finden. Der AUA-Aufsichtsrat besteht aus zwölf Kapital- und sechs Belegschaftsvertretern.

Die Belegschaftsvertreter sehen keinen Grund für eine Aufstockung des Vorstandes, weil man den beiden amtierenden, Herbert Bammer und Mario Rehulka, nichts vorwerfen könne. Für den Angestellten-Betriebsrat Thomas Häringer trägt Streicher die Hauptschuld der "Misere, weil es ihm letztlich immer nur darum geht, sein eigenes Leiberl zu retten".

Auch der Vertreter der Piloten, Albin Schwarz, hält die Vorgangsweise Streichers persönlich für "katastrophal". Schwarz sprach am Mittwoch von einer "unglaublichen Entwicklung". Denn Streicher, der im Aufsichtsrat der AUA, der Tyrolean und der Lauda Air sitze, habe bisher nichts anderes zustande gebracht, als Unruhe in die Organisation zu bringen. Und das "gipfelt darin, dass er einen dritten Vorstand bei der AUA installieren wolle. Dort also, wo es am wenigsten Handlungsbedarf gibt". Für Schwarz war und bleibt Streicher Politiker: "Machiavelli würde vor Freude zur Decke springen", so Schwarz.

Veränderungen

Geht es nach dem Willen der ÖIAG, so soll es auch im Aufsichtsrat der AUA zu Veränderungen kommen. Derzeit sitzen neben Streicher (Vorsitzender) sein ÖIAG-Vorstandskollege Johannes Ditz und der frühere ÖIAG-Chef Karl Hollweger für die ÖIAG im AUA-Aufsichtsrat. Um Veränderungen im Aufsichtsrat beschließen zu können, müsste eine Hauptversammlung einberufen werden.

Schwer getäuscht fühlten sich die ÖIAG-Aufsichtsräte von Niki Lauda. Angesichts der massiven Verluste seiner Airline, an der die AUA 36 Prozent hält, will die AUA dort so rasch wie möglich die Mehrheit erwerben um damit auch bei Lauda wirtschaftlich durchgreifen zu können. Wegen der unterschiedlichen Kollektivverträge soll die Lauda Air nicht mittels Fusion sondern mit einem Managementvertrag von der AUA geführt werden. Über Niki Laudas Zukunft entscheidet eine Sonderprüfung der KPMG, die feststellen soll, ob Lauda tatsächlich aktienrechtliche Verfehlungen begangen habe. (Claudia Ruff, DER STANDARD, Printausgabe 2.11.2000)