Also im jungen Christopher erscheint das erste Mal in der 50-jährigen Geschichte des ORF ein junger Mensch am Bildschirm. So was kannten die dort überhaupt nicht, denn wenn ein Lebewesen zwei Stunden in Gegenwart eines ORFlers ist, wird es zur Lemure und versteinert in der Pose auf ewig. Natürlich wird der Christopher auch eine werden, leider Gottes, denn er hat keinen schützenden Palm. (Das war ja das Verdienst des großen Palm, mich nie auf den Küniglberg zu lassen und mich jetzt schon seit 55 Monaten überhaupt in die Wüste geschickt zu haben, wie weiland Johannes den Heiland.) Und wie sich alle versammeln und den Christopher mobben, nur weil der jung ist. Und wie Österreich sichtbar wird in dem Projekt. Das können Drehbuchautoren nur selten, und das einzige diskutable Theaterstück, das zu meinen Lebzeiten geschrieben wurde, Der Schein trügt von Bernhard, ist ja auch schon im Fernsehen ausgestrahlt worden. Und Palm/Phettberg waren auch schon im Fernsehen, was sollen sie also machen, die armen Hundis vom TV, Hunderte Kanäle à 168 Wochenstunden müssen gefüllt werden. Taxi Orange ist der erste intellektuelle Vorbote, dass noch Restspuren Lebens am Küniglberg wären. Retten wir diese Spuren, befreien wir die. Machen wir ein Rundfunkvolksbegehren! Stellen Sie sich vor, Brüder und Schwestern, 1965 wären 13 Leute drei Monate von Kameras beobachtet worden, heute noch stünde es in jedem Aktionismus-Buch. Zwei Phettberg-Zitate aus anderen Medien: "Es ist die Faszination des Gesprächs, die mich an Taxi Orange begeistert." (News) "Wenn ich jetzt schreibe: Ich, der nicht selber leben kann, freue mich auf den Abend, wo die, die leben können, mich ein bisschen schauen lassen, werden alle dies als Beweis für das Schlimme an Taxi Orange erkennen. Aber ich kann nicht mehr unter die Menschen gehen, ich habe nichts zum Eintauschen. Bin also wertlos am Markt und so glücklich, dass ich mich beheizt verstecken kann ..." (Falter) (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2. 11. 2000)