Boston - Mit zwei Arzneien möchten Mediziner den Entzug für Heroin-Süchtige künftig "maßschneidern". Die Wirkstoffe LAAM (Levomethadyl Acetat) und BUP (Buprenorphin), erwiesen sich in einer Studie mit 220 Abhängigen auch in schweren Fällen genauso effektiv wie die bisher übliche Standardbehandlung mit Methadon. Ein Vorteil ist, dass sie nicht mehr - wie Methadon - täglich eingenommen werden müssen, sondern lediglich jeden zweiten Tag. Außerdem haben sie eine unterschiedliche Wirkung auf Nervenzellen und den Stoffwechsel. Damit werden Ärzte bald in der Lage sein, ihren Patienten je nach individuellem Bedürfnis und Umfeld, genetischem Profil und Stoffwechsel das geeignete Mittel für den Entzug von Heroin und ähnlichen Drogen zu verschreiben, heißt es in einem Bericht des "New England Journal of Medicine" vom Donnerstag. LAAM war in den USA bereits 1993 zugelassen worden. Es hatte aber laut dem federführenden Autoren der Studie, Rolley Johnson von der Johns Hopkins Universität in Baltimore, bisher wenig Beachtung gefunden. BUP ist nach einer gerade getroffenen Entscheidung des US-Kongresses das erste Anti-Drogen-Medikament, auf das Patienten auch ohne Teilnahme an einem herkömmlichen Entzugsprogramm Zugriff haben. Es ist auch in Deutschland als Schmerzmittel auf dem Markt. In der 17-wöchigen Untersuchung verglichen Johnson und Kollegen die Wirkung von Methadon, LAAM und BUP in Bezug auf ihren langfristigen Erfolg, das Wohlbefinden der Patienten während der Behandlung sowie ihr unmittelbares Durchhaltevermögen. Hochdosiertes Methadon hatte demnach den größten Erfolg. Von 119 möglichen Tagen blieb diese Gruppe im Durchschnitt 105 Tage "clean". Die BUP-Gruppe folgte dicht auf den Fersen. Mit LAAM behandelte Süchtige brachen den Entzug zwar etwas häufiger ab. Doch die anderen in ihrer Gruppe blieben dafür länger abstinent. (APA/dpa)