Das Problem fängt zu Hause an. Zwei Tage wegfahren, nur das Notwendigste einpacken. Die Frage ist: den kleinen Koffer knallvoll füllen und ihn dafür in die Kabine mitnehmen, oder doch den größeren, in dem das Hemd sich nicht zum Landkarte-von-Tibet-Look verknuddelt, in dem man die Mitbringsel noch unterbringt sowie die halbgelesenen Magazine? Aber den muss man einchecken.

Die Mühsal ist garantiert, das Risiko kein geringes: auf jeden Fall tritt man neben dem Förderband des Bestimmungsflughafens nervös von einem Bein aufs andere, weil man doch gerne noch den früheren Zug nach Downtown erwischen möchte? Eventuell steht man sogar so lange, bis nur noch ein einsames, löchriges Plastiksackel unbestimmten Inhalts seine Runden zieht. Lost-and-found-Prozedur, Zug versäumt, teures Taxi und keine Abendgarderobe. Unbeschwerter Wochenendtrip - ade, Overnight-Business-Trip - nur noch, wenn sich's absolut nicht vermeiden lässt!

Wer mit seinem Handgepäck glücklich im Hotel landet, muss das tibetanische Landkarten-Hemd erst mal auf Niederlande trimmen (da gibt's den Trick mit dem Dampf im Badezimmer) und ärgert sich auf jeden Fall, dass er nicht doch den größeren genommen hat. Denn wer weiß, vielleicht wär's ja gut gegangen!

Entschieden werden muss, hundertprozentige Zufriedenheit gibt's nicht. Der Mittelweg heißt schummeln. Das kann nur bedeuten, irgendwie an den Handgepäcksregelungen der Airlines vorbei zu kommen. Diese beziehen sich auf die Maße, das Gewicht und die Anzahl der Gepäckstücke: 55 mal 40 mal 20 Zentimeter (plusminus ca. fünf Zentimeter), sechs bis zehn Kilo und ein bis zwei Stück.

Hat man sich für regelwidriges Handgepäck entschieden, gilt es, drei Hürden zu nehmen. Erstens: der Check-in. Umhängetaschen am besten mit dem Ellbogen auf den Rücken schieben, sperrige Teile ganz eng zwischen Fuß und Check-in-Schalter-Außenverkleidung klemmen. Die Person auf der anderen Seite beugt sich selten weit genug über. Leider kann hier keine Beweislastumkehr mehr entstehen, denn die Airlines haben einen fiesen Trick auf Lager: Über die Abmessungen wird schon hier ausgiebig informiert, ein Testkorb ermöglicht die direkte Überprüfung ohne Zentimetermaß, manchmal - besonders fies - gibt's sogar eine Waage.

Zweitens: das Gate. Hier helfen der erwähnte Ellbogentrick sowie souveränes Lächeln bei gleichmäßig zügigem Vorwärtsdrall.

Drittens - der Moment der Entscheidung: die Kabine. Ob jetzt der balinesische Strohhut, die afrikanische Specksteinskulptur "Elefant mit Jungen", der braune Bloomingdale's-Papiersack randvoll mit Calvin Klein-Ausverkaufsware bleiben dürfen, hängen vom Charme des Fluggasts und von der Neigung des Personals ab. "Manchmal schon eine Gratwanderung," konzediert Marion Minarik von der Lauda Air, zumal das Firmenmotto "Service is our success" laute. Aber: "Bei teuren Fotoausrüstungen etc., die ein zusätzliches Handgepäckstück darstellen, wird mitunter ein Auge zugedrückt."

Austrian Airlines-Sprecher Johann Jurceka betont die Notwendigkeit der Einhaltung der Regeln, versichert aber gleichzeitig, dass wirklich alles getan werde, damit das den Passagieren abgeknöpfte Handgepäck auf jeden Fall auf dem selben Flieger mitkommt. "Erst wenn die Türen zu sind, geht das betreffende Gepäckstück auf den nächsten Flug." Bei Destinationen wie etwa Genf oder die baltischen Staaten hätte sich das System "Delivery at Aircraft", in Europa vielfach im Einsatz, bewährt. Der Passagier schleppt sein Gepäck zum Flieger und bekommt es gleich nach der Landung ausgehändigt.

Aber nun zu etwas ganz anderem: Wie muss ein Gepäckstück beschaffen sein, dass Frachtraum und Förderband, Overhead Compartment und Unter-den-Sitz-Quetschen gleichermaßen verkraftet? Dabei noch über Idealmaße und erwünschte Details wie Rollen, Außentasche, gute Griffe verfügt? Da muss der Designer ran. Philippe Starck - ausgerechnet (vergessen wir mal gnädig seine unbrauchbaren Zahnbürschtln) - hat für Samsonite eine Boardgepäck-Kollektion entwickelt, die die Fäden des Gordischen Knotens an Design-Anforderungen mit hohem Perfektionsgrad auseinanderknäuelt. Die grauen Stofftaschen sind pflegeleicht, können nicht abschlagen oder verbeulen (wie Hartschalen- oder der klassische Alu-Koffer), sie haben zweckmäßig platzierte Außentaschen, die Griffe bohren sich nicht in die Handflächen, die Tragegurte für die Schulter sind breit genug, die Rollen funktionieren, der Ausleger zum Ziehen ebenfalls. Die Reißverschlüsse sind vertrauenserweckend. Vielleicht das Beste dran: Die weiche Schale bietet im Gegensatz zum gängigen Hartschalen-Case eine Toleranz von mehreren Zentimetern. Die meisten Modelle von "Samsonite by Starck" liegen ohnehin im Normbereich, das abgebildete Modell Gaoua ein wenig außerhalb, lässt sich aber mit wenig Mühe in die Norm quetschen. Diese Kompatibilität von Gepäck und Airline-Regel wurzelt wohl in der Partnerschaft zwischen Samsonite und der IATA (International Air Transport Association), die seit '98 besteht.

Noch etwas: Sollten Sie so ein Ding besitzen und es dennoch einchecken müssen (etwa weil es sich um Handgepäck Nummer fünf handelt, wofür auch die friendlieste Airline der Welt kein Verständnis haben kann), dann erkennen Sie es am Förderband augenblicklich. Denn der Rest gleicht sich - wie eine Hartschale der anderen. B.L.