Kaiserslautern - Als Technologie im Übergang hat sich Linux auf der größten Fachveranstaltung für das freie Computer-Betriebssystem in Deutschland präsentiert. "Der erste Teil der Revolution" sei geschafft, sagte der Vorsitzende des Linux-Verbands, Achim Cloer, am Wochenende auf dem Linux-Tag 99 in Kaiserslautern. Niemand in der Computer-Branche könne es sich noch leisten, das System zu ignorieren. Jetzt müsse "der zweite Teil der Revolution" eingeleitet werden, damit Linux auch auf den Rechnern der Privatanwender zu einer allgemein anerkannten Windows-Alternative werde. Bis dahin ist es aber ein weiter Weg. "Es ist noch kein Markt dafür da", sagte der Vertreter der Filialkette Red Zac, ehemals Interfunk, an seinem Stand mit Blick auf die ersten angebotenen Personalcomputer mit vorinstalliertem Linux. Gerade mal 150 Stück seien davon seit der Cebit im März verkauft worden. Dabei ist der Linux-PC mit einem AMD-K6-Prozessor, 64 Megabyte Arbeitsspeicher und einer 8,4 Gigabyte großen Festplatte zum Preis von 1.099 Mark (ohne Monitor) günstiger als vergleichbare Personalcomputer mit Windows 98 - schließlich fallen auch die Kosten für die Lizenz des Betriebssystems weg. http://www.redzac.de/ Die Vorteile des nichtkommerziellen Betriebssystems sind neben dem geringen Preis - Linux kann kostenlos aus dem Internet heruntergeladen werden oder auf CD zu Preisen zwischen 20 und 100 Mark erworben werden - die hohe Stabilität und Sicherheit vor Abstürzen sowie extrem große Freiheit bei der Anpassung an individuelle Bedürfnisse. http://www.linux.de/ Linux wird aber immer noch vor allem von Individualisten eingesetzt, die mitleidig und manchmal ein bißchen von oben herab auf die "Mäuseschieber" am Windows-PC schauen. Auch im Jahr eins nach Beginn der großen Linux-Euphorie tummelte sich auf dem Universitätsgelände in Kaiserslautern vor allem das studentische Milieu. Allerdings kamen bereits am ersten Tag 3.500 bis 4.000 Besucher - mehr als doppelt so viel wie an beiden Tagen des Vorjahres, so daß der Hauptveranstalter, die Projektgruppe Linux an der Universität Kaiserslautern, einen organisatorischen Kraftakt bewältigen mußte. Deutlich zugenommen hat vor allem das Interesse der Industrie: Hewlett-Packard zeigte Linux auf einem simulierten Merced, dem derzeit zusammen mit Intel entwickelten 64-Bit-Prozessor, IBM stellte das Datenbank-Programm DB/2 auf einem Linux-Computer vor, und ein SAP-Entwickler präsentierte die neueste Linux-Ausgabe der betriebswirtschaftlichen Erfolgs-Software R/3 - allein die Installation sei doppelt so schnell gewesen wie auf einem Windows-NT-Server, sagte Steffen Zimmermann vom "Linux Lab" der SAP im nordbadischen Walldorf und freute sich über den "sehr extremen Performance-Unterschied". Auch die französiche Bull-Gruppe will jetzt Linux unterstützen. Das hat das Unternehmen auf der Linux Expo in Paris bekanntgegeben. Zu den angekündigten Maßnahmen gehören ein Serviceangebot, ein Zertifzierungsprogramm für die Express-5800-Serverfamilie, Neuentwicklungen für mehr Sicherheit von E-Commerce-Anwendungen und die Unterstützung der Linux Master Group, die das Systemmanagement-Paket Open Master von Bull Soft auf Linux portiert. http://www.bull.com/bull_news/new_news2/index2.html (AP/zdnet)