Wien - Josef Kleindienst, der mit seinem Buch "Ich gestehe" den Spitzelskandal ins Laufen brachte, sieht der angekündigten Klage des Wiener FPÖ-Obmannes Hilmar Kabas gelassen entgegen. "Da hab’ ich keine Angst davor", sagt er im Gespräch mit dem STANDARD, "in Österreich ist es immer noch so, dass man einen Prozess gewinnt, wenn man die Wahrheit belegen kann. Und das kann ich." Kleindienst behauptet, von Kabas 15.000 Schilling monatlich bekommen zu haben, damit er den Wiener FP-Chef mit Informationen aus der Polizei versorge. Das Geld habe er direkt von Kabas erhalten und zwar bar auf die Hand. Eingefädelt habe den Deal Kleindiensts ehemaliger AUF-Mitstreiter Michael Kreißl, nunmehr Landesparteisekretär der FPÖ. Kleindienst: "Kreißl hat das mit Kabas ausgehandelt und mir dann vorgeschlagen. Das wurde auch in die Parteibuchhaltung aufgenommen. Und sogar mit dem Steuerberater der Partei besprochen, welche Belege man da beibringen muss, damit man das möglichst glaubwürdig in die Buchhaltung aufnehmen kann." Kleindienst: "Ich habe ausgesagt, was ich gemacht habe und wofür ich Geld bekommen habe. Ich würde meinen, wenn Kabas oder Kreißl mich klagen, dann muss ich das beweisen, das kann ich. Ansonsten muss es der Staatsanwalt beweisen, und der hat auch genug Material zusammen, um das Kabas und Kreißl nachweisen zu können." Als sein Buch auf den Markt kam, war sich Kleindienst nicht sicher, ob den von ihm aufgezeigten Missständen wirklich nachgegangen werden würde. "Ich habe gewusst, dass einiges auffliegen wird, wenn das wirklich untersucht wird, wenn wirklich eine Sonderkommission eingerichtet wird. Ich habe festgehalten, dass es solche illegalen Abfragen nicht nur einmal, sondern jahrelang, systematisch und gegen Bezahlung gegeben hat." Kleindienst habe allerdings nicht damit gerechnet, dass Innenminister Ernst Strasser tatsächlich gewillt sei, die Vorwürfe aufzuklären. "Nach Strassers ersten Aussagen mir gegenüber, habe ich mir gedacht, dass das unter den Tisch gekehrt wird." In den ersten Tagen der Sonderkommission fühlte sich Kleindienst bestätigt: "Da wurde ich einvernommen und habe mir gedacht: Sinnlos, völlig sinnlos, denen etwas zu sagen." Das habe sich geändert, als Roland Horngacher, Chef der Wirtschaftspolizei, die Ermittlungen übernommen hat. Kleindienst: "Er hat die Kapazität und den Willen, das aufzuklären." Die Sonderkommission habe nach Kleindiensts Einschätzung auch die politische Deckung von oben, den Spitzelskandal aufzuklären. (Michael Völker, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 3. 11. 2000)