Cape Canaveral - Nach dem erfolgreichen Andocken an die Internationale Raumstation ISS am Donnerstag und einer rund neunstündigen Schlafpause hat am Freitag für die drei Astronauten der Alltag im neuen Zuhause begonnen. Zu den ersten häuslichen Aufgaben der Crew gehörte es, Wasser und Strom anzuschließen und die im September gelieferte neue Toilette in Betrieb zu nehmen. Außerdem sollten am Freitag Batterien zum Betrieb von Arbeitsgeräten aufgeladen und nicht einwandfrei funktionierende Akkus repariert werden. Beauftragt wurde damit der russische Kosmonaut Sergej Krikaljow: Mit mehr als 480 Tagen im All ist er der Veteran der Crew. Tatendurst und Taufe Nach Angaben der US-Weltraumbehörde NASA soll die Crew dazu gedrängt werden, ihre Arbeit langsam anlaufen zu lassen und sich nicht gleich zu übernehmen. Die Chancen für ein gebremstes Tempo schienen allerdings gering: Die drei Raumfahrer waren nach ihrem Einzug so tatendurstig, dass sie bereits in den ersten Stunden ihr Arbeitspensum übererfüllten. Außerdem wurde die Station sozusagen getauft. Mit Erlaubnis der russischen Flugleitzentrale bei Moskau und der NASA-Bodenstation in Houston (Texas) gaben sie ihr für die Dauer ihres viermonatigen Aufenthalts den Namen "Alpha" - als Symbol für den Beginn der Dauerbesatzung. Männer-WG Das neue Zuhause des amerikanischen Kommandanten Bill Shepherd und seiner beiden russischen Kollegen Sergej Krikaljow und Juri Gidsenko ist trotz der Kosten von 60 Milliarden Dollar keine Luxusherberge. Es erinnert eher an eine Lagerhalle in 383 Kilometern Höhe. In den engen Gängen stehen überall unausgepackte Kisten herum und blockieren die Wege. Die Ventilatoren und Generatoren brummen und rumpeln laut vor sich hin. Zudem müssen sich die Astronauten erst einmal wieder daran gewöhnen, dass alles frei umhertreibt, was nicht angebunden ist. Die meiste Zeit verbringt die Männer-WG in einem Raum von der Größe eines Reisebusses. Die Einrichtung ist spärlich. Weder haben die Astronauten einen Tisch zum gemeinsamen Essen, noch hat jeder eine eigene Schlafkabine. Per Münzwurf, so kündigte Krikaljow an, wollten die Drei entscheiden, wer im Gang schlafen muss. Allerdings fällt das Schlafen den meisten Raumfahrern nach einer kurzen Eingewöhnungszeit sehr leicht - schon deshalb, weil sie sich wegen der fehlenden Schwerkraft nicht so viel auf der Matratze umherwälzen müssen. Wichtig für die Astronauten ist der Kontakt zur Außenwelt. Um auf ihren Laptops private E-Mails zu erhalten, müssen sie in der ersten Woche zunächst einmal den Zentralrechner vorbereiten, an denen die tragbaren Computer angeschlossen werden. Über E-Mail erhalten sie dann auch die von der NASA ausgesuchten täglichen Nachrichten und die zwischen den amerikanischen und russischen Bodenstationen strikt abgesprochene Aufgabenliste. Tagwache! Die Tage der Crew beginnen nach Angaben der NASA mit einem Weckruf der Bodenkontrolle um 7.00 Uhr MEZ. Nach der Morgentoilette - statt einer Dusche, die wohl erst für eine der nächsten Crews geliefert wird, müssen sich die Astronauten mit einem Schwamm abrubbeln - treffen sich die drei dann zur Absprache ihrer täglichen Routine. Die meiste Zeit des Tages vergeht mit Arbeiten. Sie müssen die einzelnen Module technisch vernetzen, viele Geräte, die seit Monaten kleinere Probleme aufweisen, reparieren und die vielen Ausrüstungskisten auspacken. Erst im nächsten Jahr können sie dann mit den wissenschaftlichen Experimenten beginnen. Das Freizeitangebot im russischen Wohn- und Service-Modul "Swesda" ist eher begrenzt. Zukünftige Besatzungen sollen einen Internetzugang und einen modernen DVD-Videorekorder erhalten. Für Shepherd, Krikaljow und Gidsenko bedeutet dies, dass sie Abends vermutlich viel lesen werden. Gidsenko erklärte jedoch, er habe in seiner Zeit in der russischen Raumstation Mir kaum gelesen. "Immer, wenn ich Zeit hatte, habe ich mich an eine Luke gestellt und ins All hinausgeschaut." Der fantastische Blick auf die blaue Erde söhnt die meisten Astronauten mit den Härten ihres Lebens aus. Für die ISS-Crew kommen noch täglich 16 Sonnenaufgänge zum Bewundern hinzu. (dpa)