Brüssel/Wien - Nicht nur in Österreich werden die Behörden den Verdacht nicht los, dass die großen Telekomkonzerne ihr Bieterverhalten bei den UMTS-Auktionen miteinander absprechen, um Preisspiralen wie in Deutschland und Großbritannien zu vermeiden. In Italien wurden vergangene Woche die Büroräume verschiedener Mobilfunkgesellschaften durchsucht, weil die Kartellbehörde vermutet, dass der Absprung des Blu-Konsortiums von der Auktion, der die Versteigerung frühzeitig beendet hatte, mit anderen Bietern abgesprochen waren. In den Niederlanden werden die Gespräche zwischen Versatel und Telfort, einer Tochter der British Telecom (BT), während der Auktion im Juli genauer unter die Lupe genommen. Versatel, die vorzeitig aus der Versteigerung ausgestiegen ist, behauptete später, von Telfort herausgedrängt worden zu sein. Dies wird von BT heftig bestritten. Sollten sich die Anschuldigungen jedoch bewahrheiten, dann muss die niederländische Auktion möglicherweise wiederholt werden. Auch die Deutschen? Selbst in Deutschland, wo die Auktion im August mit einem Betrag von 99 Mrd. S (697 Mrd. S) alle Erwartungen übertroffen hat, werden Absprachen nicht ausgeschlossen. Schließlich wirkte es wie eine abgestimmte Aktion, als alle sechs Bieter auf die Ersteigerung eines dritten Frequenzpaketes nach zahlreichen fruchtlosen Runden verzichteten und damit den für den Finanzminister so lukrativen Prozess beendeten. Auch wenn keine konkreten Absprachen nachgewiesen werden können, wird allgemein angenommen, dass die Mobilfunkbetreiber miteinander kommunizieren - zumindest über ihre Mütter, meist die großen europäischen Telekomkonzerne. Deshalb wächst der Druck auf die EU-Kommission, eine europaweite Untersuchung in die Praktiken der Telekomkonzerne einzuleiten. Aus der Sicht der Unternehmen macht eine gewisse Abstimmung ihrer Bieterverhalten viel Sinn. Ursprünglich hatte sich niemand diese Milliardenbeträge aus der Versteigerung der UMTS-Lizenzen erwartet. Die gewaltige Umverteilung aus den Taschen der Telekomkonzerne in jene der Finanzminister hat bereits zu Verwerfungen auf den Kapitalmärkten geführt und stellt die Zukunft der gesamten Branche infrage. Nicht überall müssen die Mobilfunkanbieter für die Lizenzen der Dritten Generation sich wund zahlen: In Finnland und Spanien wurden die Frequenzen in Form von "Beauty Contests" fast verschenkt. (ef, DER STANDARD, Printausgabe 3.11.2000)