Frankfurt/Main - Der Präsident des Goethe-Instituts, Hilmar Hoffmann, hat den Begriff "deutsche Leitkultur" als "verheerend" bezeichnet. "Eine deutsche Leitkultur gibt es nicht, das ist ein Phantom", sagte Hoffmann. Wer von "deutscher Leitkultur" rede, bereite der rechten Klientel das Feld, sagte der Kulturpolitiker. Er zeigte sich verwundert, dass der Chef der Unionsfraktionschef im Bundestag, Friedrich Merz (CDU), den Begriff in die Diskussion gebracht habe. Der Begriff führe auf eine "völlig falsche Fährte", sagte Hoffmann. "Wir, in den Goethe-Instituten, sprechen bei unseren Veranstaltungen im Ausland nicht einmal von einer deutschen Kultur, sondern immer nur von Kultur aus Deutschland." Von der Musik bis zur Literatur sei die Kultur in Deutschland immer auch aus dem Ausland beeinflusst worden. Kultur sei zudem ein ständiger Prozess. Grundlage für das Miteinander der Menschen, die in Deutschland lebten, seien das Grundgesetz und die deutsche Sprache, sagte Hoffmann. Die Verfassung gebe auch für Zuwanderer in Deutschland das Wesentliche vor. Im Kern gehe es um die Würde des Menschen. Das sei im Grundgesetz festgelegt und gelte auch etwa für hier lebende Türken, Spanier oder Italiener und deren Umgang miteinander. Manches in anderen Kulturen - zum Beispiel Beschneidungen und zwangsweise Verheiratungen von Töchtern - sei in Deutschland unzulässig: "Das verstößt gegen das Grundgesetz". (APA/dpa)