Jerusalem - Israel sieht nach eigenen Angaben Bemühungen der palästinensischen Führung, die seit Wochen anhaltende Gewalt im Nahen Osten zu beenden. Israel wisse, dass Palästinenser-Präsident Jassir Arafat den mit dem ehemaligen israelische Regierungschef Schimon Peres vereinbarten Gewaltverzicht nicht umgehend umsetzen könne, sagte am Freitag der Sicherheitsberater von Israels Ministerpräsident Ehud Barak, Danny Jatom. Peres sagte, die Unruhen seien immerhin zurückgegangen. Barak zeigte sich enttäuscht, dass Palästinenser-Präsident Jassir Arafat sich trotz der neuen Einigung nicht öffentlich für ein Ende der Gewalt ausgesprochen hat. Am Donnerstag hatte eine Autobombe zwei Israelis getötet. Wegen der Freitagsgebete werden neue Unruhen befürchtet. Auch auf Seiten der Palästinenser gebe es den Willen, die Lage zu beruhigen, sagte Jatom im israelischen Rundfunk. Zwar gebe es weiterhin Schusswechsel und Zusammenstöße in den Palästinenser-Gebieten doch sei es möglich, dass es bald bessere Ergebnisse gebe. Nach Angaben von Peres ordnete Arafat an, die Unruhen zu beenden. Doch sei der Palästinenser-Präsident kein "Zauberer". Die Gewalt lasse sich nicht per Knopfdruck abstellen, sagte Peres. Bei den Unruhen in den Palästinenser-Gebieten kamen bislang mindestens 168 Menschen ums Leben. Bei den meisten handelte es sich um Palästinenser oder arabische Israelis. Barak: "Ausgehandeltes Abkommen umsetzen" Barak teilte am Freitag mit, er bedaure, dass sich Arafat nicht persönlich an sein Volk gewandt habe, um einen Gewaltverzicht zu fordern. Entscheidend sei jedoch, ob das neu ausgehandelte Abkommen umgesetzt werde. Arafat hatte den Autobombenanschlag in Jerusalem verurteilt, zu dem sich die radikale Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad bekannt hatte. Kurz vor der Explosion war eine Erklärung Baraks und Arafats erwartet worden, in der sie zur Einstellung der Gewalt auffordern sollten. Die angekündigte Erklärung wurde jedoch verschoben. Dem Vernehmen nach schob Barak nach einem Treffen mit Sicherheitsexperten am Donnerstagabend militärische Maßnahmen vorerst auf, um der Umsetzung der Vereinbarung zwischen Arafat und Peres mehr Zeit zu geben. "Tag des Zorns" Zahlreiche Palästinenser hatten in den vergangenen Wochen während der muslimischen Freitagsgebete zum "Tag des Zorns" aufgerufen. Danach war es jeweils zu schweren Auseinandersetzungen mit israelischen Soldaten gekommen. Deshalb erhöhte Israel erneut die Sicherheitsvorkehrungen. Auch in der Nacht hatte es nach Armee-Angaben wieder Zusammenstöße im Westjordanland und im Gaza-Streifen gegeben. Verletzt wurde dabei jedoch offenbar niemand. Nach dem Bombenanschlag vom Donnerstag hatten die USA und die Europäische Union den Konfliktparteien Unterstützung zugesagt, die zu einer Beruhigung der Lage führen könne. Es sei an der Zeit für diejenigen, die noch an den Frieden glaubten, zusammenzustehen, um ein Ende der Unruhen herbeizuführen, teilte US-Präsident Bill Clinton mit. US-Außenministerin Madeleine Albright sagte, es sei entscheidend, dass Arafat alle tue, um die Gewalt zu beenden. (Reuters)