Wien - Ruhe vor dem Sturm herrscht momentan in der heimischen Luftfahrt. In der kommenden Woche stehen wichtige
Entscheidungen bevor. "Derzeit ist alles gesagt, und von Seiten der Pressestelle gibt es nichts hinzuzufügen. Herr Feitl selbst ist heute nicht im
Haus". Diese Auskunft aus der Pressestelle von Tyrolean Airways ist bezeichnend und könnte auch für die anderen Gesellschaften der
Austrian Airlines-Gruppe gelten, der die AUA, Tyrolean Airways und die Lauda Air angehören.
Am Montag nachmittag (ab 15.00 Uhr) muss Airline-Chef Niki Lauda in einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung dem Kontrollorgan ein
tragfähiges Zukunftskonzept für die ins Trudeln geratene Lauda Air vorlegen. Dabei wird es ganz wesentlich auch um Fortbestandsprognosen
gehen. Dem Lauda-AR gehören auch die beiden AUA-Vorstände Herbert Bammer und Mario Rehulka an, die "stärkere
Durchgriffsmöglichkeiten" auf die Lauda Air fordern, um das Unternehmen wieder gewinnbringend machen zu können. Sie wollen so rasch
wie möglich den AUA-Anteil von 35,9 Prozent an der Lauda Air in eine Mehrheit verwandeln - möglicherweise durch den Kauf des
20-Prozent-Paketes im Besitz der Lufthansa.
Personalangelegenheiten
Am Mittwoch tritt dann um 9.30 Uhr der AUA-AR zu einer ao. Sitzung zusammen. Auf der Tagesordnung geht es um
Personalangelegenheiten. In der Branche wird allgemein damit gerechnet, dass der Chef der Regionalfluggesellschaft Tyrolean Airways, Fritz
Feitl, in dieser Sitzung zum vorsitzenden AUA-Vorstand bestellt wird. AUA-AR-Chef Rudolf Streicher hat diese Sitzung kurzfristig
einberufen, um "klare Führungsstrukturen im Hinblick auf klare Organisationsstrukturen zu bekommen".
Manche Beobachter sprechen von einem gezielten "Affront" durch die ÖIAG, die 41 Prozent an der AUA hält. "Hier will der Schwanz mit
dem Hund wackeln", meinte ein Brancheninsider. Offen ist, ob und wie sich die künftigen Vorstandsdirektoren miteinander vertragen werden
- wenn es zu dieser Konstellation kommt. Bammer und Rehulka könnten freiwillig das Handtuch werfen, wenn ihnen der Vorstand einer
Tochter "vor die Nase gesetzt wird", wird spekuliert.
Feitl: Stehe als künftiger AUA-Vorstandsvorsitzender zur Verfügung
Feitl selbst hat sich in den vergangenen Tagen erstmals öffentlich zu den seit Wochen kursierenden Gerüchten über seinen bevorstehenden
Wechsel in die AUA geäußert: Er stehe als künftiger AUA-Vorstandsvorsitzender zur Verfügung, wenn der Aufsichtsrat dies wünsche, sagte
er. Allerdings will er nur "als erster Mann und für mindestens drei Jahre" in die AUA-Chefetage wechseln, betonte Feitl in Interviews ("Kleine
Zeitung", ORF-Morgenjournal).
Der gebürtige Wiener Fritz Feitl hat sich wiederholt gegen eine zentrale Holding-Lösung ausgesprochen, wie diese eine Zeit lang im Gespräch
war. Derzeit prüft der Unternehmensberater Roland Berger die Möglichkeiten einer künftigen tragfähigen Struktur der heimischen Luftfahrt.
Grundsätzlich denkbar sind auch eine Fusion, ein "Stammhaus"-Konzept sowie eine Integration.
In der AUA-Belegschaft werden die "politischen Hintergründe" der erwarteten Personalentscheidungen kritisiert, für die es keine
wirtschaftliche oder betriebliche Notwendigkeit gebe. Der AUA-Vorstand solle aus rein politischen Gründen demontiert werden. "Es wird
von der Parteipolitik in einem Ausmaß Einfluss genommen, wie das seit Jahren nicht mehr der Fall war", sagte Bord-Betriebsrat Albin
Schwarz.(APA)