Mensch
Der Mann, sein eigener Feind
Zur Gewalt prädisponiert und nur durch Erektion zu Sinn findend - und alle Moral und Philosophie soll nur seine Aggressionen steuern helfen ... Thesen eines Konstanzer Professors
Wien - Das Gehirn des Mannes prädisponiere ihn für Gewalt gegen sich und andere. Alle moralischen, philosophischen und
weltanschaulichen Systeme seien nur dazu gedacht, die Aggression des männlichen Geschlechts in - mehr oder minder
schlecht - steuerbare Bahnen zu lenken. Das stellte am Freitag Rolf-Dieter Hesch, Professor an der Universität Konstanz, bei
der 2. Internationalen Enquete für Männergesundheit in Wien fest.
Hesch bezog sich dabei auf die Geschlechtshormone - Androgene beim Mann, Östrogene bei der Frau - und deren Einfluss
auf Denken und Handeln der Menschen: Männer denken demnach an Hierarchie, Rangordnung, Gewalt und haben eine
"normative Ethik", während Fauen auf Kommunikation, sozialen Zusammenhalt und Moral setzen.
Hesch: "Man kann 90 Prozent der Männer, aber nur zehn Prozent der Frauen zur Gewalt führen." Dahinter stecke die
Evolution, die zur Weitergabe der Gene dränge. "Die Urangst des Mannes besteht darin, aus dem Prozess der Fortpflanzung
ausgeschlossen zu sein. Die sinnstiftende Identifikation des androgenen Gehirns ist die Erektion."
Wolle man die Gesundheit des Mannes nachhaltig fördern, müsse man ihn zunächst einmal vor sich selbst schützen und ihn
"entgewaltigen". (APA, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4./5. 11. 2000).