Atlanta - Eines Tages brachte sie eine Säge mit in die Redaktion des "Atlanta Journal". Sie war nicht nur eine der ersten Frauen, die für die Südstaaten-Zeitschrift schreiben durften. Sie war auch zu klein für den alten Küchentisch, den man ihr hingestellt hatte. Jahre später war aus der Lokalreporterin Margaret Mitchell die Autorin des Weltbestsellers "Vom Winde verweht" geworden, der 1939 mit Clark Gabel und Vivien Leigh verfilmt und später zu einem der bedeutendsten Hollywood-Klassiker wurde. An diesem Mittwoch (8. November) wäre Mitchell 100 Jahre alt geworden. Ihren Ruhm scheint kein Wind verwehen zu können. Heerscharen von Fans ziehen - 51 Jahre nach ihrem Unfalltod - durch das originalgetreu hergerichtete Zimmer, in dem Mitchell zehn Jahre lang an ihrem ersten und einzigen Roman schrieb. Die Geschichte der unglücklichen Liebe zwischen Scarlett O'Hara und Rhett Butler im vom Bürgerkrieg zerstörten amerikanischen Süden ging rasch um die ganze Welt. Noch heute würde der 1.000-Seiten-Wälzer unangefochten als der Bestseller aller Zeiten gelten, hätte nicht eine gewisse Joanne K. Rowlings einen Jungen namens Harry Potter erfunden. Fortsetzung folgte Millionen LeserInnen wollten selbst mehr als 50 Jahre nach der Erstauflage von "Gone with the Wind" noch unbedingt wissen, wie es denn weiterging mit der heißblütigen und stolzen Farmerstochter Scarlett, die Männer um die Finger wickelte, aber dem ebenso charmanten wie draufgängerischen Kriegsgewinnler Rhett nicht gewachsen war. Die ErbInnen ließen sich erweichen und so kam 1991 - nicht ganz im Sinne Mitchells - in den USA und mehr als 40 anderen Ländern der zweite Teil des Romans heraus. Verfasst hatte ihn die ebenfalls aus dem Süden stammende Autorin Alexandra Ripley. Der Nachfolge-Roman reichte erwartungsgemäß nicht an das Vorbild heran, wurde aber für das Fernsehen recht erfolgreich verfilmt. An eine Neuverfilmung des Originals hingegen wagte sich bisher niemand. Zum 60. Jahrestag der Premiere des mit acht Oscars ausgezeichneten Monumentalfilms in der Regie von Victor Fleming wurde das "Margaret Mitchell House & Museum" an der Peachtree Street im Herzen ihrer Heimatstadt Atlanta, im Dezember 1999, um das "Gone With The Wind Movie Museum" erweitert. Seitdem können BesucherInnen durch die Eingangstür des Film-Hauses der O'Haras auf der Plantage Tara schreiten - und danach jede Menge Mitchell-, Scarlett-, Butler- und Hollywood-Souvenirs kaufen. "Margaret Mitchell, Reporter"/B>

Rechtzeitig zum 100. Geburtstag der Autorin ist ein neues Buch mit Texten Mitchells erschienen, die mit 49 Jahren auf dem Weg ins Theater von einem betrunkenen Taxifchauffeur tödlich verletzt worden war. In "Margaret Mitchell, Reporter" kann man viele jener Geschichten nachlesen, die sie auf dem Küchentisch mit den abgesägten Beinen über ein Atlanta schrieb, das "Vom Winde verweht" noch nicht kannte. (dpa/APA)