Hamburg - In einem wissenschaftlichen Simultaneinsatz erforschen die nächsten Monate zwei amerikanisch-europäische Sonden das Umfeld des Riesenplaneten Jupiter. An Ort und Stelle sind dazu die Saturnsonde Cassini/Huygens und der erste künstliche Jupitersatellit Galileo - vorläufig die letzten "Dinosaurier" unter den unbemannten Raumfahrzeugen. Mit Bildern und Daten sollen die Roboter neue Aufschlüsse über die stürmische Atmosphäre, verschiedene Monde, das schwache Ringsystem und die Magnetosphäre des Planeten Jupiter geben. Die Zwei Galileo umrundet den Planeten von der 318fachen Masse der Erde seit Dezember 1995 und hat dabei schon die doppelte Zeit und die dreifache Strahlenbelastung ausgehalten, für die das mit einem deutschen Antriebssystem fliegende Raumfahrzeug eigentlich ausgelegt war. Am 29. Dezember wird Galileo mit einem weiteren Vorbeiflug am größten Jupitermond Ganymed den offiziellen Teil seiner bereits verlängerten Mission beenden. Cassini ist am 15. Oktober 1997 mit einem Dutzend Instrumenten an Bord im Verbund mit der später zum Absturz auf dem Saturnmond Titan bestimmten europäischen Huygenssonde auf die fast sechsjährige Reise zum zweitgrößten Planeten unseres Sonnensystems gegangen. Wenn die Doppelsonde am 30. Dezember zum Schwungholen ihre größte Annäherung an den Jupiter erreicht, wird sie immer noch zehn Millionen Kilometer von den so genannten galileischen Monden - Io, Europa, Callisto und Ganymed - entfernt sein, aber innerhalb der Bahnen von neun kleineren Jupitermonden fliegen. Cassini hat bereits mit der Übermittlung von Jupiterbildern begonnen. Synergie Die großen Forschungschancen liegen unter anderem darin, dass die Wissenschafter mit Cassini ein Raumfahrzeug am Jupiter haben, das mit seinem Instrumentensatz besser ausgerüstet ist als alle früheren Besucher an dem im Mittel 778,3 Millionen Kilometer von der Sonne entfernten Gasball. "Glücklicherweise funktioniert dort jetzt noch Galileo", erläutert Cassini-Programmdirektor Robert Mitchell vom Laboratorium für Strahlantriebe in Pasadena (Kalifornien), "so können wir mit dem synergetischen Effekt rechnen - zwei Raumfahrzeuge gleichzeitig an zwei verschiedenen Plätzen, das war 1995 noch nicht abzusehen." In gemeinsamer Untersuchung soll nun herausgefunden werden, in welcher Weise der ständig von der Sonne blasende Partikelstrom (Sonnenwind) auf die Jupitermagnetosphäre wirkt. Cassini wird die Fluktuationen im Sonnenwind beobachten, während Galileo die Reaktionen auf diese Schwankungen in der Magnetosphäre registriert. Eine bessere Erkenntnis des Verhaltens der Jupitermagnetosphäre unter Sonnenwindeinfluss wird das Verständnis der kleinen Magnetosphäre um die Erde und größerer Magnetosphären in anderen Gebieten der Milchstraße fördern. Bekannterweise verursacht die Beeinträchtigung der Erdmagnetosphäre durch den Sonnenwind zum Teil heftige Störungen im weltweiten Hochspannungsnetz und in allen auf Funksendungen angewiesenen Nachrichtensystemen. Cassini/Huygens wird nach seiner Ankunft am Saturn im Jahre 2004 das Reich der Ringe erkunden. Zuletzt war die amerikanische Erfolgssonde Voyager 2 im Jahre 1979 an dem durchschnittlich 1,4 Milliarden Kilometer von der Sonne entfernten Ringplaneten. Galileo soll in den nächsten Jahren über dem Jupiter zum Absturz gebracht werden. (APA/dpa)