Berlin - Der Medienkonzern Bertelsmann baut die Führungsspitze um. Künftig werden drei strategische Geschäftsfelder definiert: Inhalte (Content), mediennahe Dienstleistungen (Media Services) und Kundenbetreuung (Direct-to-Customer). Die Musiksparte mit ihren 200 Plattenlabeln, Tochterunternehmen in 53 Ländern und einem Umsatz von rund acht Milliarden DM wird aufgeteilt. Die Musikinhalte gehen in den Bereich Content, die Produktion geht über in die Dienstleistungssparte und die Musicclubs übernimmt die eCommerce-Group. Bei BMG bleibt die Entdeckung und Betreuung von Talenten. Da bleibt nicht mehr sehr viel, und dass die bisherigen Verantwortlichen darüber besonders entzückt wären, ist kaum anzunehmen, heißt es in der Branche. Bertelsmann-Manager Michael Dornemann wirft das Handtuch Der langjährige Bertelsmann-Manager Michael Dornemann (55), Chef der BMG, wird das Unternehmen zum Jahresende verlassen. Er war einst vom damaligen Bertelsmann-Chef Mark Wössner auch als Kronprinz gehandelt worden, doch hatte er gegen den dynamischen Kommunikator Thomas Middelhoff, der den Konzern seit Ende 1998 führt, keine Chance. Die Vorbereitungen für die Umstellung des Unternehmens ging an ihm bereits weitgehend vorbei. Deshalb überraschte die Entscheidung Dornemanns Eingeweihte kaum. Interessanter ist schon die Tatsache, dass auch der bisher als Nachfolger gehandelte BMG-Präsident Entertainment, Strauss Zelnick (43), ebenfalls das Handtuch warf. Zelnick galt hausintern als außerordentlich ehrgeizig und ging keinem Konflikt aus dem Weg. Diesem Machtkampf fielen gleich mehrere hochverdiente Manager zum Opfer, zuletzt der legendäre Chef und Gründer des zu BMG gehörenden Arista-Labels, Clive Davis. Der hatte für den Konzern so herausragenden Talente wie Whitney Houston oder Carlos Santana entwickelt, die entsprechend verärgert auf den Rausschmiss reagierten. Ein anderes Zelnick-Opfer war Rudi Gassner (57), einer der Gründer der BMG und bei den Mitarbeitern hochbeliebter Auslandschef. Der gab 1998 entnervt auf und folgte dem Ruf als Aufsichtsratsvorsitzender der Edel Musik AG in Hamburg. Er ist der neue BMG-Verantwortliche und zieht in den Vorstand der Bertelsmann AG ein. BMG ist einer der fünf großen Konzerne, die den internationalen Musikmarkt beherrschen. Weltmarktführer ist Universal Musik mit einem Marktanteil von 21,2 Prozent. Das Unternehmen gehört zum Mischkonzern Seagram und befindet sich derzeit in der Prüfung der Fusion mit dem französischen Mischkonzern Vivendi. Auf Platz zwei rangiert Sony Music (17,7), gefolgt von der EMI Group (13,2). Auf Platz vier folgt die Bertelsmann Music Group (BMG) mit 12,5 Prozent Marktanteil. Platz fünf nimmt Warner Music (11,1) ein. Ein Umbau des Musikgeschäfts und die Teilung in den Bereich Inhalte und Kreative auf der einen und Vertrieb auf der anderen Seite ist angesichts der neuen Herausforderungen und Möglichkeiten des Internets nach Ansicht von Experten richtig. Der Erwerb der Internet- Musiktauschbörse Napster durch Bertelsmann vor wenigen Tagen habe die Richtung gewiesen: Der Musikvertrieb wird ein Kernbereich des eCommerce. (APA/dpa)