FPÖ-Bundesparteichefin Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer muss einem mittlerweile beinahe ein wenig leid tun. Sie wird zwischen den Ansprüchen Jörg Haiders, der im Wesentlichen die Oppositionellen vertritt, ihrem eigenen Regierungswillen und den Wünschen des Koalitionspartners zerrieben. Schon jetzt stellt sich die Frage, wie lange sie die Zerreißprobe durchhalten kann, zumal sie innerparteilich - siehe die Ereignisse in der Steiermark - von ihrem Vorgänger an der Parteispitze selbst in verhältnismäßig unbedeutenden Fragen regelmäßig im Stich gelassen wird.
Immer unberechenbarer wird dazu auch noch der Nationalratsklub. FPÖ-Klubobmann Peter Westenthaler schlägt seit Beginn des Spitzelskandals immer wilder um sich. Seine diversen Auftritte im Fernsehen sind alles andere als ein Beleg für kühlen Kopf und Regierungsfähigkeit. Befremden selbst in den eigenen Reihen hat am Sonntag seine Stellungnahme in der Sendung Betrifft ausgelöst, die telefonisch zugespielt wurde. Es war dies ein wilder Rundumschlag gegen jede kritische Stellungnahme in Richtung FPÖ. Um mit Lothar Höbelt zu sprechen, der dies allerdings in die Richtung Werner Schneyder gemeint hat: Die FPÖ sollte es etwas teurer geben, falls sie ernst genommen werden will.
Westenthalers Ausfälle lassen vermuten, dass er es darauf ohnedies nicht mehr anlegt. Schon vor der sonntägigen Intervention in Betrifft sorgte Freitagnacht sein Auftritt in der ZiB 2 für großes Unbehagen. Immerhin verlangte Westenthaler dabei ultimativ die Suspendierung bestimmter Personen, die seiner Meinung nach in den Spitzelskandal verwickelt sind, und er schüttete ad personam die ermittelnden Beamten des Innenministeriums an. Frei nach dem Motto: Es kann nicht sein, was nicht sein darf.