Etat
Verdi-Kritiker wollen Fusionsprozess unterbrechen
Abstimmung der ÖTV-Delegierten über den Verbleib ihrer Gewerkschaft
Kritiker eines Beitritts ihrer
Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV)
zur geplanten Großgewerkschaft Verdi haben am Dienstag für eine
Unterbrechung des Fusionsprozesses geworben. Der Vorsitzende des
einflussreichen Tarifbezirks Nordrhein-Westfalen (NRW II),
Hartmut Limbeck, sagte auf dem ÖTV-Gewerkschaftstag in Leipzig,
Verdi werde die Konkurrenz zwischen den Gewerkschaften nicht
beenden und könne als "ADAC der Arbeitnehmer" nicht die nötige
tarifpolitische Kraft entfalten. "Jeder, der heute für Verdi
stimmt, übernimmt Verantwortung dafür, dass Tarifkonkurrenz
weiter zu Lohnsenkungen führt."
Limbeck forderte, den Fusionsprozess für Verdi zu
unterbrechen und die Verhandlungen mit den vier anderen
Partnergewerkschaften wieder aufzunehmen. "Verdi wird es nur
geben, wenn Ihr zu ihrer jetzigen Form Nein sagt." Die Gegner
des Zusammenschlusses der Gewerkschaften ÖTV, Handel, Banken und
Versicherungen (HBV), Deutsche Postgewerkschaft (DPG), Deutsche
Angestellten-Gewerkschaft (DAG) und IG Medien kritisierten vor
allem die geplante Halbierung der Kreisverwaltungsstellen und
den damit verbundenen Verlust an hauptamtlichen
Funktionärsstellen. Damit verlöre die ÖTV ihre bisherige Präsenz
in der Fläche, argumentieren sie.
Am Dienstag wollen die rund 550 ÖTV-Delegierten über den
Verbleib ihrer Gewerkschaft im Fusionprozess abstimmen, bevor im
Frühjahr auf einem weiteren Gewerkschaftstag die Auflösung und
der Beitritt der ÖTV zur Vereinigten Dienstleistungsgewerkschaft
Verdi beschlossen werden kann. Das Ergebnis in Leipzig gilt als
Stimmungstest für die Abstimmung im nächsten Jahr, bei der 80
Prozent der Stimmen notwendig sind. (Reuters)