Wien - George W. Bush als Präsident bedeutet positive Impulse für den US-Aktienmarkt und einen starken Dollar. Insgesamt erwartet der Markt Mittelzufluss unter Bush, wenn er wie angekündigt das Pensionssystem umstellt. Die Tabakindustrie würde applaudieren und profitieren, ebenso die Rüstungs- und Pharmakonzerne, die Grundstoffindustrien und die Konsumgütererzeuger. Genau diese Branchen sollten bei einem künftigen Präsidenten Al Gore mit Kurskorrekturen reagieren, denn in ihren Aktienkursen ist ein republikanischer Präsident bereits enthalten. Bonds mögen Al Gore Die Rentenmärkte wiederum würden auf Gore als Präsidenten positiv reagieren, weil er mit dem Budgetüberschuss eher den Abbau der Staatsschuld anpeilt als Steuersenkungen, wie das Bush ankündigt, was die Bond- märkte fördert. Die Softwarekonkurrenten von Microsoft dürften sich über Kursgewinne freuen, weil Gore für eine starke Reglementierung eintritt. Alternative Energieerzeuger, die Kommunikationsbranche und das Transportwesen könnten profitieren, weil der Demokrat die Infrastrukturausgaben erhöhen und die Umweltauflagen verschärfen will. Die klassischen "Bush-Profiteure" müssten dagegen zittern, denn Schwerindustrie und Chemie müssten in wesentlich strengere Umweltauflagen investieren, die Pharmaindustrie müsste schwindenden Gewinnmargen zuschauen, wenn Medikamente - wie von Gore angekündigt - für breitere Bevölkerungsschichten erschwinglich gemacht werden. "Sollte Gore das Rennen machen und sollten die Republikaner die Kongressmehrheit halten, dann kann man das nicht wirklich als negativ taxieren. Schließlich hat sich unter einer solchen Konstellation der Börsenboom der vergangenen Jahre entfaltet", kommentiert Monika Rosen, Bereichsleiterin im Asset Management der Bank Austria. Empfindlicher Euro Dass die Devisenmärkte mit einem Präsidenten Bush einen starken Dollar auf Kosten des Euro erwarten, zeigte am Mittwochmorgen der Knick im Euro-Kurs, als ein Bush- Sieg bereits fix schien. Der Euro gab um einen Dreiviertel- Cent auf ein Wochentief von 0,8538 Dollar nach, erholte sich aber wieder, als das Präsidentschaftsrennen weiterging. "Die geplanten Steuersenkungen unter Bush werden den privaten Konsum in den USA, der ja zu drei Vierteln das Wirtschaftswachstum trägt, weiter stimulieren", erklärt Horst Simbürger, zuständiger Fondsmanager der Volksbanken. Das sollte den USA wiederum zu deutlichen Wachstumsraten, aber auch zu steigenden Zinsen verhelfen. Damit würde der Zinsvorsprung der USA gegenüber Europa erhalten bleiben, was den Dollar stützen würde. Unter Bush wird auch eine konzertierte Intervention zwecks Euro-Stützung unwahrscheinlich - das bedeutet eine zusätzliche Schwächung für den Euro. Tendenziell wäre Gore also für die Europa- Währung besser, sagen die Experten der Raiffeisen Zentralbank. (Karin Bauer, DER STANDARD, Printausgabe, 8.11.2000)