Prag - Der tschechische Ministerpräsident Milos Zeman hat am Mittwoch einen für Ende November in Wien geplanten "Temelin-Gipfel" mit Bundeskanzler Wolfgang Schüssel abgesagt. Grund seien die seit Tagen andauernden Blockaden tschechischer Grenzübergänge durch österreichische Gegner des Atomkraftwerks Temelin, teilte Außenamtssprecher Ales Pospisil in Prag mit. Beide Regierungschefs hatten in der vergangenen Woche bei einem Treffen im mährischen Renaissanceschloss Zidlochovice über das südböhmische AKW diskutiert und weitere Gespräche in Aussicht gestellt. Zeman hatte dazu jedoch ein Ende der Blockaden zur Bedingung gemacht. Die Regierung in Wien sieht in den Aktionen aber eine "freie Meinungsäußerung". Temelin befindet sich seit einem Monat im Probetrieb und soll spätestens 2001 ans Netz gehen. Gegen das AKW haben vor allem Österreich und Deutschland Sicherheitsbedenken. Grenzen werden trotzdem geöffnet "Wir werden besonnen reagieren" - dies erklärte Otto Gumpinger, Sprecher des Österreichisch-tschechischen Anti-Atom-Komitees, zu der Absage des Temelin-Gipfels durch den tschechischen Ministerpräsident Milos Zeman. "Besonnen" heiße auch, "wir bleiben bei unserem Weg, am morgigen Donnerstag um 20:00 Uhr die Grenzen wieder zu öffnen", so Gumpinger. Er halte die Absage durch Zeman für "Taktik", der tschechische Regierungschef wolle offensichtlich "seine Verhandlungsposition verbessern", meinte Gumpinger. Die Atomgegner würden sich dadurch "nicht aus der Ruhe bringen lassen". Eine Verlängerung der Grenzblockaden über den Donnerstag hinaus sei nicht geplant, "das wäre in der derzeitigen Situation eine Überreaktion", erklärte Gumpinger, der außerdem die Meinung vertrat, Zeman werde schon bald nach Ende der Blockaden wieder seine Bereitschaft zum Treffen mit Bundeskanzler Wolfgang Schüssel signalisieren. (APA/dpa)