Wien - Der Machtkampf zwischen den Eigentümerfamilien von BBAG/Brau-Union ist unter anderem an Plänen des BBAG-Vorstands für einen Zusammenschluss mit der deutschen Binding Brauerei entbrannt. Binding (Nummer zwei in Deutschland) gehört zum deutschen Oetker-Konzern. Und Oetker ist 25-Prozent-Aktionär der BBAG-Mutter Schwechat Holding. Eine Aktionärsgruppe in der obersten Eigentümerholding GH (Getränke Holding) um die Tiroler Familien Marsoner/Swarovski befürchtet, eine Hereinnahme der Binding-Brauerei würde praktisch die BBAG-Übernahme durch Oetker bedeuten - und will dies bekämpfen. Die BBAG, Österreichs größter Getränkekonzern, gab am Donnerstag keinen Kommentar ab. Den in Zentraleuropa starken internationalen Brauriesen Heineken, Interbrew und South African (SAB) will die BBAG/Brau-Union-Gruppe offenbar mit einer Bierehe Paroli bieten. In einem internen Papier zur BBAG-Konzernstrategie 2000 schlägt der Vorstandschef der börsenotierten Brau Beteiligungs AG (BBAG), Karl Büche, die Schaffung einer starken Brauereigruppe durch "Integration der Brau-Union-Gruppe sowie der Binding-Gruppe" vor. Wachstumsstrategie Diese "Integration" ist dem Vorstandspapier zufolge ein weiterer Schritt in der Wachstumsstrategie. Zunächst würde die Akquisitionsstrategie in Osteuropa und in Österreichs Nachbarländern fortgesetzt. Den erwarteten Ressourcenbedarf beziffert der Vorstand mit 570 Mill. Euro (mehr als 7,8 Mrd. S). Die börsenotierte deutsche Binding-Gruppe (Binding, Berliner Kindl, Radeberger, DAB, Marke "Clausthaler") lag 1999 auf Platz zwei der deutschen Großbrauereien. Sie gehört zu mehr als 70 Prozent dem deutschen Oetker-Konzern. Die Familie Oetker wiederum ist schon jetzt mit etwas mehr als 25 Prozent an der Schwechat Holding AG beteiligt, die Zwei-Drittel-Aktionärin und damit direkte Mutter der Österreichischen Brau Beteiligungs AG (BBAG) ist. Grund für Zerwürfnisse Die angeblich schon im Frühjahr zu Papier gebrachte Strategie des BBAG-Vorstands für eine solche "Zusammenführung" ist nach Ansicht von Branchenkennern der tatsächliche Grund für die Zerwürfnisse unter den Eigentümerfamilien in der obersten Konzerndachgesellschaft Getränke Holding (GH). Die "Tiroler" GH-Familienaktionäre wollen den Deal mit Oetker/Bindung auf jeden Fall bekämpfen, wie versichert wurde. Wie berichtet, versuchen derzeit zwei Aktionärsgruppen - eine "Linzer" Gruppe um BBAG-Chef Büche sowie Ludwig Beurle und Fritz Kretz auf der einen Seite und eine "Tiroler Gruppe" um Brau-Union-Aufsichtsratspräsident und BBAG-Vizepräsident Helmut Marsoner sowie die Familien Swarovski und Rainer auf der anderen Seite im Ringen um die Kontrolle in der obersten Eigentümerholding GH die insgesamt 630 GH-Aktionäre (Syndikatsmitglieder) auf ihre Seite zu ziehen. In Kreisen der "Tiroler" Gruppe wird mit der "Binding"-Integration ein Ausverkauf der österreichischen Braugruppe an die Deutschen befürchtet. Sie glauben, dass im Integratinosfall die Familie Oetker ihre Mehrheitsbeteiligung an Binding wohl in die Schwechat Holding einbringen würde, wo Oetker eben schon jetzt über 25 Prozent hält. Oetker würde damit sein langjähriges Ziel der Übernahme der BBAG/Brau-Union-Gruppe erreichen, heißt es. (APA)