Wien - Im Wintersemester 1900/1901 wurden in Österreich erstmals Frauen zum Medizinstudium zugelassen, obwohl sie rechtlich gesehen nie davon ausgeschlossen waren. Das Jubiläum war der Anlass, eine kurze Studie über die 100 Jahre Medizinstudium der österreichischen Frauen durchzuführen, deren Ergebnisse jetzt in einem Buch veröffentlicht wurden. Welche gesellschaftlichen Prozesse führten zur Öffnung und wie verlaufen die Karrieren der Pionierinnen der akademischen Medizin - das sind die wesentlichen Fragestellungen der Publikation. Der Schwerpunkt wurde den Arbeitsmöglichkeiten von Frauen als Ärztinnen und Wissenschafterinnen gewidmet. Die historische Analyse zeigt, in welcher Weise die beruflichen Wege dieser ersten Medizinerinnen von den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen abhängig waren. Die ersten akademischen Ärztinnen haben den Weg geebnet, der für die kommenden Generationen gangbar gemacht wurde, so Herausgeberin Univ.-Doz. Dr. Birgit Bolognese-Leuchtenmüller, Vorstand des wissenschaftlichen Beirates des Vereins für Sozialgeschichte der Medizin. Es promovierte 1897 zwar die erste Frau auf österreichisch-ungarischem Boden zum Doktor der gesamten Heilkunde. Sie musste allerdings ihr Studium in der Schweiz absolvieren und es in einem langwierigem Kampf mit den Behörden in Österreich anrechnen lassen. Der Fall von Gabriele Possanner führte 1900 zum so genannten Nostrifikationserlass (der Erlass zur Anerkennung des Studiums in Österreich). Österreich zählte damals - gemeinsam mit Deutschland - zu den europäischen Schlusslichtern in der Zulassungsdebatte. "Töchter des Hippokrates - 100 Jahre akademische Ärztinnen in Österreich", Herausgegeben von Birgit Bolognese-Leuchtenmüller und Sonia Horn, 172 Seiten, Verlag der Österreichischen Ärztekammer, 299 Schilling (APA)