Wien - Paukenschlag bei Update.com, dem österreichischen Hersteller von Software für Marketing und Kundenbindung: Unternehmensgründer und Marketing-Vorstand Gilbert Hödl verlässt das seit knapp einem halben Jahr am Neuen Markt in Frankfurt notierte Unternehmen. Wie Vorstandsvorsitzende Gabriele Rittinghaus dem S TANDARD sagte, soll Hödl dem Unternehmen erhalten bleiben, man werde der Hauptversammlung vorschlagen, ihn in den Aufsichtsrat zu berufen. Insider berichten, der Abgang "des Visionärs" sei Ausdruck tiefgreifender Zerwürfnisse über die strategische Neuausrichtung der vor mehr zwölf Jahren gegründeten Softwarefirma. Die interne Klimaverschlechterung habe bereits in der Restrukturierungsphase vor dem Börsegang eingesetzt. Hödl selbst war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Er wolle sich künftig der "3G-World", also Anwendungen für Mobile Commerce, widmen, heißt es. Hödls Aktienpaket an Update (7,26 Prozent) ist jedenfalls bis Frühjahr 2001 fix geparkt, ein Verkauf ausgeschlossen. Tiefrote Zahlen

In den ersten neuen Monaten 2000 hat Update.com ihren Verlust auf 12,9 (3,9) Mio. Euro (178 Mio. S) ausgeweitet. Der Gesamtumsatz stieg von 14,1 auf 14,6 Mio. EURO, der Cash Flow aus operativer Geschäftstätigkeit habe minus 12,3 Mio. EURO betragen, gab Rittinghaus bekannt. Der Umsatz sei um drei Prozent auf 14,6 Mio. EURO gestiegen.

Verantwortlich für die Erhöhung des Verlustes seien die gezielte Steigerung der Ausgaben für Entwicklung und Marketing sowie die Kosten für den Erwerb der Rechte an der Software "ProspectMiner" - eine Art Gelbe-Seiten-Programm, mit dem das Internet nach Informationen durchsucht werden kann. Der Kaufpreis sei bilanziell nicht aktiviert, sondern als Forschungs- und Entwicklungsprojekt angesetzt worden.

Die volle Kriegskassa - vom IPO sind noch 37,1 Mio. EURO da - will Rittinghaus demnächst plündern. Geplant seien Technologie-Käufe. (ung, DER STANDARD, Printausgabe 10.11.2000)