St. Pölten - Im Sommer 1997 brachte Renato Zanella mit dem Staatsopernballett beim Festival "Im Puls" Wiener Blut zur Uraufführung. Überarbeitet und durch neue Nummern der live agierenden Wiener Hardcore-Band Stahlhammer ergänzt, zeigt sich die als Tourneeproduktion geplante Ballettsatire am Freitag im Festspielhaus St. Pölten. Anstelle melodiöser Operettenmelodien begleiten harte Rhythmen und freche Texte den Choreographen und sein Ensemble. Wiener Blut ist laut Zanella "Sinnbild für die Anziehungskraft Wiens als künstlerische Wirkungsstätte, als Transitort." Denn das eher handlungslose Stück greift auf, was für viele Tänzerleben typisch ist: kommen, kurze Zeit in einer vielleicht fremden Stadt verweilen, von Ort zu Ort reisen, Impressionen sammeln, Erlebtes im Tanz zur Sprache bringen. Individuelles Agieren und eigenschöpferische Beiträge der Tänzer waren während des Arbeitsprozesses gefragt. Inspiration lieferten sicher auch die Lieder mit Titeln wie Wiener Fee, Mit dem Kopf durch die Wand oder Wien, Wien, nur du allein, sollst die Stadt meiner Träume sein, angeblich ja - und kaum verwunderlich - die geheime Landeshymne. Dem Phänomen des vermeintlich Wienerischen will man eben auf den Grund gehen. Solotänzern wie Christian Rovny oder Wolfgang Grascher ist das zumindest physisch durchaus zuzutrauen. Mit von der Partie ist auch Simona Noja. Und Ex-staatsoperntänzer Peter Karolyi ist als Bassist von Stahlhammer zu hören. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10. 11. 2000)