Ökologie
Tschechien nach Ende der Grenzblockaden gesprächsbereit
Anonyme Drohungen mit Nuklear-Anschlägen gegen Österreich - Zeman will mit Schüssel zusammentreffen
Prag - Der tschechische Ministerpräsident Milos Zeman will mit Bundeskanzler Wolfgang Schüssel doch zu neuen Gesprächen
über das Atomkraftwerk Temelin, allerdings zu einem späteren Termin als ursprünglich vereinbart. Der Termin Ende November, der in der
vergangenen Woche im südmährischen Zidlochovice vereinbart worden war, wurde später von tschechischer Seite abgesagt. Nach Angaben
der tschechischen Tageszeitung "Pravo" erklärte dies Zeman bei einem Besuch der westböhmischen Region. Zeman: "Erpresserische Forderungen"
Das Treffen werde laut Zeman verschoben, "weil der vereinbarte Termin der Beendigung der Grenzblockaden - Montag Abend - ebenfalls
verschoben wurde". Als Grund dafür, warum der Termin vorerst abgesagt worden war, führte Zeman an: "Ein neues Moment, das
aufgetaucht ist, waren gerade die erpresserischen Forderungen der Organisatoren der Blockaden, die über ihren Anführer Josef Pühringer
erklärten, dass sie die Blockaden beginnen, beenden und dann wieder beginnen würden. Auf dieses Spiel lasse ich mich
nicht ein."
Zeman forderte eine eindeutige Erklärung, dass die Ära der Blockaden beendet sei und die Ära des Dialogs beginne. "Eine derartige
Erklärung ist leider nicht abgegeben worden", zeigte sich der tschechische Regierungschef enttäuscht. Er gab aber der Hoffnung Ausdruck,
dass die österreichische Seite nun den jüngsten Bericht der Westeuropäischen Atomvereinigung (WENRA) zu den Atomkraftwerken in den
Ländern Mittel- und Osteuropas beachten werde, der am vergangenen Donnerstag in Paris veröffentlicht wurde. "Mit Bundeskanzler
Schüssel haben wir in Zidlochovice vereinbart, dass wir beide diesen Bericht über die Atomindustrie und die einzelnen Atomkraftwerke
respektieren werden", betonte Zeman. Das südböhmische Atomkraftwerk Temelin wurde in dem Dokument vorwiegend positiv bewertet.
Klaus: "Ein Skandal"
Der Chef des tschechischen Abgeordnetenhauses Vaclav Klaus unterstützte wiederholt den Vorgang von Zeman gegenüber Österreich. "Es
ist ein Skandal, was sich Österreich erlaubt hat, und deshalb ist es richtig, dass wir keine Verhandlungen unter diesen Umständen führen",
erklärte Klaus gegenüber "Pravo" zu der Beendigung der Blockaden.
Regierungssprecher Libor Roucek äußerte sich positiv zur Beendigung der Proteste und fügte hinzu, die tschechische Seite sei bereit, das
Treffen Zeman-Schüssel im Dezember zu realisieren, falls die Österreicher die Blockaden nicht wieder erneuerten.
Die tschechische Polizei ermittelt unterdessen wegen eines anonymen Briefes, in dem Österreich mit Vergeltung gedroht wird. Der Verfasser
des Briefes behauptet, er habe auf österreichischem Territorium radioaktive Substanzen vorbereitet, die er zur Verstrahlung von
Warenhäusern benutzen wolle. Die Tat wolle er eine Stunde im Voraus im Internet bekannt geben. Als ersten Tatort nannte er Linz,
berichteten tschechische Zeitungen am Freitag. (APA)