Finanzen & Börse
US-Kreditmärkte blicken auf offene US-Wahlen und Aktienmärkte
Merrill Lynch rät: "Das Wahldrama verfolgen, sich unterhalten lassen, aber die Investmentstrategie deshalb nicht ändern"
New York - Die US-Kreditmärkte könnten am
Freitag erneut von der Flucht in die Qualität profitieren, die
am Donnerstag wegen der großen Unsicherheit über den Ausgang der
US-Präsidentenwahl eingesetzt hatte. Die Entscheidung zwischen
George Bush und Al Gore wird offiziellen Angaben zufolge
voraussichtlich erst am 17. November feststehen. Die Demokraten
haben jedoch rechtliche Schritte gegen das Wahlergebnis im
entscheidenden US-Bundesstaat Florida nicht ausgeschlossen. Die
US-Aktienmärkte reagierten auf die unübersichtliche Lage mit
Kursverluste, die sie gegen Handelsende wieder etwas aufholten.
Entsprechend gaben die US-Staatsanleihen einen Teil ihrer
Kursgewinne wieder ab. Die Umsätze waren sehr niedrig.
"Die Rally an den Aktienmärkten und der Ausverkauf am
Bondmarkt, die es vor der Wahl gegeben hatte, hat sich jetzt
umgekehrt, weil sich kein Ende des Wahlprozesses abzeichnet",
sagte Robert Podorefsky, Rentenanalyst von Fleet Global Markets.
Ken Hackel, Chefanalyst von Merrill Lynch, rät seinen Kunden,
"das Wahldrama zu verfolgen, sich unterhalten zu lassen, aber
die Investmentstrategie deshalb nicht zu ändern".
Inzwischen hat an den Anleihemärkten zudem die Sorge
nachgelassen, dass eine Regierung Bush mit den geplanten
Steuersenkungen die Schuldentilgung und Anleiherückkäufe der
Regierung stoppen könnte. Angesichts der hauchdünnen Mehrheit
der Republikaner im Kongress sei es unwahrscheinlich, dass diese
Vorhaben durchgesetzt werden könnten. Genau diese Einschätzung
hat die Stimmung an den Aktienmärkten gedrückt, die sich von den
geplanten Steuersenkungen einen Nachfrageschub nach
Aktienanlagen erhofft hatten. "Ohne eine starke Mehrheit im
Kongress, werden die meisten Haushaltsüberschüsse wahrscheinlich
weiter für die Schuldentilgung verwendet", sagte Hackel. (Reuters)