Den Haag/Kopenhagen - Was in Deutschland erst nach zehnjährigem Ringen möglich war, gehört in vielen Nachbarländern längst zum Alltag: In Skandinavien und Frankreich können Schwule und Lesben ihre PartnerInnenschaften zum Teil schon seit Ende der 80er Jahre amtlich eintragen lassen. Wie weit die Rechte der Homosexuellen tatsächlich reichen, unterscheidet sich aber teils erheblich. Bis zur vollen Gleichberechtigung mit heterosexuellen Paaren ist es nach Ansicht von Lesben- und Schwulenverbänden oft noch ein weiter Weg. Dänemark führte am 1. Oktober 1989 als erster Staat der Welt die so genannte Homo-Ehe ein. Schwule und Lesben erhielten damit die gleichen Rechte wie heterosexuelle Paare mit der Ausnahme, dass sie keine Kinder adoptieren durften. Die Adoption von Kindern deR PartnerIn ist seit Mai 1999 möglich. Zu Beginn des Jahres lebten in dem Königreich bereits fast 4.000 Homosexuelle in eingetragenen PartnerInnenschaften . Vor zwei Jahren geriet die Diskussion um die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Paare erneut in die dänischen Schlagzeilen: Damals lud Königin Margrethe den Parlamentsabgeordneten und früheren Gesundheitsminister Torben Lund mit seinem Partner als Paar zu ihrem Neujahrsbankett ein. Der Sozialdemokrat Lund, der heute als Abgeordneter im Europaparlament sitzt, hatte seinen Freund wenige Monate zuvor in einer öffentlichen Zeremonie im Kopenhagener Rathaus geheiratet. Schweden Auch im Nachbarland Schweden sind gleichgeschlechtliche Ehen seit 1995 erlaubt. Seitdem haben sich fast 900 homosexuelle Paare das Jawort gegeben. Dennoch geht vielen Schwulen und Lesben des Landes das Gesetz noch nicht weit genug. "Die Partnerschaft ist eine zweitklassige Ehe", sagte George Sved, Sprecher der von der Stockholmer Regierung eingesetzten Kommission gegen sexuelle Diskriminierung (HOMO). "Es schließt zwar fast alle Rechte ein, macht aber wichtige Ausnahmen." So dürfen schwedische Homosexuelle keine Kinder adoptieren, Lesben dürfen sich nicht künstlich befruchten lassen, kirchliche Hochzeiten sind nicht erlaubt, und Paare können kein gemeinsames Sorgerecht für Kinder erhalten. "Das Gesetz diskriminiert Homosexuelle immer noch", sagte Sved. HOMO wolle im kommenden Frühjahr einen Vorschlag zur ausnahmslosen Gleichberechtigung vorlegen, der voraussichtlich noch vor der nächsten Parlamentswahl 2002 verabschiedet werde. Frankreich Ganz ähnlich ist die Rechtslage in Frankreich. Dort können homo- wie heterosexuelle Paare seit knapp einem Jahr eine Art "Ehe ohne Trauschein" schließen, den so genannten Zivilpakt Pacs. Der Pakt gewährt den Liebenden zwar soziale und finanzielle Rechte, wird jedoch vor eineR RichterIn und nicht auf dem Standesamt geschlossen. Seit seiner Einführung haben sich bis Ende September rund 23.000 Paare eintragen lassen, fast 4.000 davon in Paris. Der Pacs wurde gegen den heftigen Widerstand des konservativen Lagers und der katholischen Kirche eingeführt, die die Etablierung einer Homo-Ehe durch die Hintertür befürchteten. Niederlande Die weltweit am weitesten reichenden Rechte genießen Lesben und Schwule seit kurzem in den Niederlanden: Mit überwältigender Mehrheit stimmte das Haager Parlament Mitte September der vollständigen Gleichstellung homo- und heterosexueller Paare zu. Homosexuelle können dort jetzt vor den Traualtar treten, im Inland Kinder adoptieren und sich scheiden lassen. Allerdings wollten sich die NiederländerInnen dabei gegen "HeiratstouristInnen" schützen - deswegen dürfen sich nur Homosexuelle mit einer Aufenthaltserlaubnis das Jawort geben. (AP)