Es begann mit einer schmerzenden Stelle in der linken Brust, die Adele O. vor einem knappen Jahr entdeckte. Auf Anraten der Frauenärztin ließ sie eine Mammografie machen, die einen kirschgroßen Knoten auswies. Zwei Wochen danach wurden ihr zwei Lymphknoten aus der Brust geschnitten. Auf Grund der Größe des Tumors wurden Nachbehandlungen in Form einer Strahlen- und einer Hormontherapie angeordnet. Eine Belastung, unter der sie heute noch leidet: "Ich habe furchtbare Wechselbeschwerden." Dazu kam ein Lymphödem im Arm, das möglicherweise durch die Bestrahlungen entstand, und vielleicht lebenslang Drainagen erforderlich macht. Ihre beiden Hormon-Präparate wird sie noch etwa drei Jahre lang nehmen müssen. Erst dann kann entschieden werden, ob sie sich als geheilt betrachten darf. Die Krankheit hat ihre Sinne für die eigenen Bedürfnisse geschärft. "Man lernt, was einem gut tut." Ihrem Arbeitgeber hat Adele - Managerin in einem privatwirtschaftlichen Betrieb - nicht gesagt, warum sie seit Beginn dieses Jahres in Krankenstand ist. Zur Zeit versucht sie ihr körperliches, geistiges und seelisches Gleichgewicht zu finden. Sie will so viel wie möglich über ihre Krankheit wissen, damit sie alle Eventualitäten einschätzen kann. "Ich habe Frauen kennen gelernt, die Brustkrebs in einem sehr späten Stadium haben, und ihr Leben gut meistern. Für manche Frauen seien selbst Brustamputationen kein Grund, nicht etwa in die Sauna oder ins Schwimmbad zu gehen. Sie selbst hat hier keine Probleme: Ihre linke Brust ist zwar jetzt geringfügig kleiner als zuvor was jedoch auf Grund ihrer beträchtlichen Oberweite "kein Nachteil" ist. (hpn) (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11./12.11.2000)