Wien - Der Machtkampf um Österreichs größten Getränkekonzern, die Brau Union und die Braubeteiligungs AG sowie die Schwechater Brauerei mündet nun in einem Übernahmeangebot der Tiroler Aktionärsgruppe rund um den Aufsichtsratspräsidenten Helmut Marsoner und die Industriellenfamilie Swarovski an die Linzer Teileigentümer. Sonntag Nacht hat die "Getränke Management AG" (GM AG) der so genannten "Tiroler Gruppe" der BBAG-Eigentümerfamilien ein Übernahmeangebot für die BBAG-Gruppe und damit für Österreichs größten Getränkekonzern gelegt. Den Aktionären in der obersten Eigentümerholding des Konzerns, der "Getränke Holding" (GH) wird alternativ Bargeld oder Aktientausch geboten. Pro GH-Aktie sind 1.100 S geboten. Das bedeute eine Prämie von 355 S oder 47,7 Prozent zum letzten Bewertungskurs von 745 S, teilte die GM AG mit. Sollten mindestens 50,1 Prozent der Getränke-Holding-Aktionäre das Offert annehmen, würde die "Getränke Management AG" der Familie Marsoner möglichst bald mit der GH fusioniert. "Danach haben wir die ernste Absicht, allen anderen Aktionären der Konzerngesellschaften Brauerei Schwechat AG, Brau Beteiligungs AG (BBAG) und Brau Union ein Barabfindungsoffert zu folgenden Mindestpreisen je Aktie zu machen: Schwechater 46 Euro, BBAG 54 Euro und Brau Union 50 Euro." Man peile damit die Erhöhung der Beteiligungen auf 75 Prozent für Schwechater und auf 85 Prozent für die beiden anderen börsenotierten Gesellschaften an. In der Folge sei geplant, die 3 Gesellschaften zu fusionieren und dafür den Traditionsnamen "Brau AG" wieder einzuführen. Die Übernahmekommission sei informiert worden, wurde mitgeteilt. Machtkampf aufgrund von Zusammenschluss-Plänen Wie bereits berichtet, ist der Machtkampf zwischen den Eigentümerfamilien aufgrund von Plänen des BBAG-Vorstands für einen Zusammenschluss mit der deutschen Binding Brauerei entbrannt. Binding (Nummer zwei in Deutschland) gehört zum deutschen Oetker-Konzern. Und Oetker ist 25-Prozent-Aktionär der BBAG-Mutter Schwechat Holding. Eine Aktionärsgruppe in der obersten Eigentümerholding GH (Getränke Holding) um die Tiroler Familien Marsoner/Swarovski befürchtet, eine Hereinnahme der Binding-Brauere würde praktisch die BBAG-Übernahme durch Oetker bedeuten - und will dies bekämpfen. Zusätzlich ist die Übernahmekommission in dem seit Wochen tobenden Machtkampf aktiv geworden und hat eine amtswegige Überprüfung eingeleitet. Dies meldet das profil . Diese Vorstufe zum Prüfungsverfahren ist notwendig geworden, da durch die geplante Syndizierung der Anteile in der Getränke-Holding (GH) auch ein Kontrollwechsel bei der börsennotierten BBAG stattfinden könnte. Der Vorsitzende der Übernahmekommission Konrad Fuchs wollte die Vorgänge nicht kommentieren. Die zwei Aktionärsgruppen waren sich wegen der letzten Auslandsakquisitionen in die Haare geraten und rittern nun um die Kontrolle in der derzeitigen obersten Eigentümerholding GH. Für beide Übernahmeangebote an die 630 GH-Aktieninhaber (Syndikatsmitglieder) ist eine Akzeptanz von jeweils 50 Prozent und einer Aktie erforderlich. (red/APA, D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 13. 11. 2000)