Rio - Etwa 20 Mrd. Dollar wollen der Weltwährungsfonds (IWF), die Weltbank, die Interamerikanische Entwicklungsbank und eventuell auch private Kreditinstitute aufbringen, um Argentinien (ähnlich wie Brasilien nach der Asien- und Russlandkrise von 1997/98) aus seiner Haushalts- und Schuldenklemme zu helfen.

Ein Drittel dieser Summe stand dem südamerikanischen Land bisher schon als Beistandskredit des IWF zur Verfügung. Ausgeben dürfen Präsident Fernando de la Rua und Wirtschaftsminister José Luis Machinea die neuen Mittel allerdings nicht: Sie bilden lediglich eine Reserve für den Fall drohender Zahlungsunfähigkeit.

Großartige Gegenleistungen hatte das argentinische Kabinett nicht anzubieten. So versprachen de la Rua und Machinea zum Beispiel nur, den Staatshaushalt für 2001 möglichst rasch durch den Kongress zu bringen und mit den Provinzregierungen einen fünfjährigen Stabilitätspakt zur Begrenzung der öffentlichen Ausgaben auszuhandeln.

Nach dem Vorbild Chiles soll künftig auch in Argentinien die Rentenfinanzierung und darüber hinaus sogar die Betreibung von Steuer- und sonstigen Schulden der Haushalte und Firmen beim Staat privatisiert werden.


Ernste Zweifel

An den Finanzmärkten in Buenos Aires, London und New York beruhigte sich die Stimmung nach Bekanntgabe der Kreditvereinbarung und Haushaltsmaßnahmen zwar, doch herrschten allenthalten Zweifel an ihrer langfristigen Wirksamkeit. Denn nach wie vor gibt der Staat in Argentinien mehr aus, als er einnimmt, weil das Wirtschaftswachstum lahmt. Die jetzt gesicherte Zwischenfinanzierung der Staatsschuld reicht deshalb nach Auffassung von Ana Titarchuk, Leiterin der Abteilung für lateinamerikanische Rentenwerte bei der Deutschen Bank, "gerade mal für den dringendsten Bedarf im ersten Quartal 2001". (Lorenz Winter, D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 13. 11. 2000)