Seien wir ehrlich: Jörg Haider hat uns enttäuscht. Mitte März 1999, wenige Wochen vor seiner Wahl zum Kärntner Landeshauptmann, hat er vollmundig angekündigt, er werde nach seiner Inthronisierung die Installationen von Cornelius Kolig deportieren - vom Landhaus ins Landesmuseum. Dort könne der Kolig-Saal "dann gebührend beachtet werden, und wir haben wieder ordentliche Arbeitsverhältnisse". Denn das schaue "jetzt ja aus wie eine Betriebsküche, wo jemand die Tapeten vergessen hat". Und es geschah - nichts. Johann Kresnik sorgte wenig später in der Landesgalerie für einen Affront: Brotlaibe wurden mit Füßen getreten und begannen zu schimmeln. Über den eingezogenen Köpfen hingen Messer, die herabzusausen drohten. Doch es geschah nichts. Ein Jahr später zeigte Arnulf Rohsmann, der Galerieleiter, eine Cornelius-Kolig-Retrospektive. Und wieder geschah nichts: Die Freiheitlichen, die zuvor mit der Kronen Zeitung gegen den "Fäkalkünstler" zu Felde gezogen waren, blieben stumm. Haider wollte die Erwartungen, die man in ihn als Feind der kritischen Kunst gesetzt hatte, einfach nicht erfüllen: Er blieb das Lamm - und ging sogar als Sieger aus dem Streit um die Villacher Studiobühne hervor. Weil nicht er die Subvention gestrichen hat, wie es gerne dargestellt worden wäre: Die Sozialdemokraten haben Druck auf die Theaterleitung geübt, keine Verhandlungen mit dem zynischen Kulturreferenten zu führen. Nun aber, eineinhalb Jahre nach der Machtübernahme, gibt es nicht nur ein paar Vereine wie das Unikum , denen man die Förderungen entzog: Rohsmann, der langjährige Leiter der Landesgalerie wurde jetzt doch seines Amtes enthoben. Aus mangelnder Kooperationsbereitschaft. Deutlicher kann man es kaum formulieren. Und Haider? Er hat uns doch nicht enttäuscht. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13. 11. 2000)