Wien - Die geplante "Abfertigung Neu" könnte im ersten Halbjahr 2001 beschlossen werden und rückwirkend per 1. Jänner 2001 in
Kraft treten, hofft der Vorstand der Vereinigten Pensionskasse. "Abfertigung bleibt Abfertigung", betonte der stellvertretende
Vorstandsvorsitzende Johannes Martinek am Montag bei einer Pressekonferenz. Es soll nach dem derzeitigen Stand der Diskussion außer bei
Selbstkündigung weiterhin die Wahlmöglichkeit zwischen Kapitalauszahlung und Rente geben. Wichtig, sei, dass man von einem
Veranlagungszeitraum von mindestens 25 Jahren ausgehen könne. Vorgestellt wurde heute außerdem ein neues Versicherungs-Modell zur
Risikoabsicherung in jungen Jahren.
Der Beitrag der Arbeitgeber dürfte voraussichtlich auf 2,5 Prozent des Bruttolohns festgesetzt werden. Bei Selbstkündigung kann der
Arbeitnehmer den Anspruch nach dem sogenannten "Rucksackprinzip" zum neuen Arbeitgeber mitnehmen, die eingezahlten Beiträge verfallen
nicht. Bei Kündigung durch den Arbeitgeber, einer einvernehmlichen Lösung des Dienstverhältnisse oder Pensionierung soll der Arbeitnehmer
wählen können, ob er sich das angesparte und veranlagte Kapital auszahlen lässt oder eine Rente erhält.
"Alle würden profitieren"
Von dieser Lösung würden alle Arbeitnehmer profitieren, so Heinz Behacker, Vorstandsvorsitzender der Vereinigten Pensionskasse. Pro Jahr
wechselten rund 930.000 Personen den Job, das seien rund 30 Prozent aller unselbstständig Erwerbstätigen. Lediglich 160.000 davon
erhielten eine Abfertigung. Die Frist, ab wann ein Arbeitnehmer Anspruch auf die "Abfertigung Neu" habe, werde derzeit noch diskutiert. Es
gebe Überlegungen zwischen sechs Monaten und einem Jahr. Derzeit erhält man eine Abfertigung frühestens nach dreijähriger
Betriebszugehörigkeit.
Wegfallen würden durch den 2,5 Prozent Beitrag die Sprünge. Nach dreijähriger ununterbrochener Betriebszugehörigkeit erhält man derzeit
meistens das zweifache des letzten Monatsentgelts, nach 25 Jahren ist es das Zwölffache. Bei einem typischen Verlauf des Berufslebens seien
die Chancen auf einen gleich hohen oder sogar höheren Betrag zu kommen als im bisherigen Modell gut, so Martinek, bei einem atypischen
Verlauf etwa Auslandsaufenthalten oder Jahren der Selbstständigkeit entsprechend den Beitragszahlungen. Wichtig sei jedenfalls eine
Ansparphase von 25 Jahren, es brauche eine gewisse Zeit, um das neue Modell zu finanzieren, betonte Behacker.
System wechseln
Vorstellbar sind für den Vorstand der Vereinigten Pensionskasse auch Optionsmöglichkeiten, vom alten ins neue System zu wechseln. Dies
müsse aber auf betrieblicher Ebene ausgehandelt werden. Die Umwandung von Abfertigungsrückstellungen in neue Anspruche solle auf jeden
Fall steuerneutral erfolgen.
Aber auch die Unternehmen profitierten von der Neuregelung. So müssten hohe Abfertigungen nicht auf einmal finanziert werden, durch die
Finanzierung während der Aktivphase des Arbeitnehmers könnten Liquiditätsengpässe vermieden werden. 1996 wurden laut Martinek
Abfertigungen in Höhe von 23 bis 23,5 Mrd. S (bis zu 1,71 Mrd. Euro) gezahlt. Rechne man den 2,5 Prozent-Beitrag auf die Lohn- und
Gehaltssumme um, so seien dies rund 21 Mrd. S (1,53 Mrd. Euro).
Wesentliche Impulse durch die "Abfertigung Neu" seien auch für den Kapitalmarkt zu erwarten. Derzeit müssten Abfertigungsrückstellungen
zu 25 Prozent Wertpapier gedeckt sein. Nun würden 100 Prozent zur Veranlagung kommen. (APA)