Hamburg - Ausländer schotten sich nach Forschungsergebnissen nicht in Gruppen von Deutschen ab. "Die Integration ist erfolgreicher, als in der aktuellen Debatte wahrgenommen wird", sagte der Münsteraner Politikwissenschaftler Dietrich Thränhardt. Starke muttersprachliche Vereine seien Voraussetzung für eine gute Orientierung der Ausländer in Deutschland - hier tauschten sie gegenseitig Erfahrungen und Tipps für das Leben im fremden Land aus. So sei die schlechte Vereinsstruktur bei den in Deutschland lebenden Italienern der Hauptgrund für die vergleichweise große Desorientierung und schlechte Integration dieser Bevölkerungsgruppe, sagte der Professor an der Universität Münster. "Von den Spaniern und Griechen sind mehr als die Hälfte in Vereinen integriert." Meist seien das "Allround-Vereine". Sie helfen Eltern bei der Erziehung ihrer Kinder in Deutschland und bieten Freizeitangebote. Durch die Schule Die Integration durch die Schule klappe in Bayern am wenigsten, sagte Thränhardt. Hier erreichten 1998 demnach lediglich rund 28 Prozent der Ausländer Mittlere Reife oder Abitur, in Nordrhein- Westfalen waren es 57 Prozent. Die Möglichkeit eines Schulwechsels von Hauptschulen in höhere Schulstufen sei gerade für Ausländer wichtig, die erst im Laufe ihrer Schullaufbahn gut Deutsch sprechen lernten. Bundesweit erhielten 69 Prozent der Deutschen, aber nur 46 Prozent der Ausländer einen höheren Schulabschluss. Bildung und eine solide ökonomische Basis seien Voraussetzung für die Integration. "Wenn ein ganzes Milieu wenig Erfolg hat, entstehen Gruppen und Banden", sagte der Experte. Die größte der zahlreichen Ausländergruppen in Deutschland war 1999 mit 28 Prozent die der Türken. Hier lebten gut integrierte Akademiker neben Sozialschwachen, sagte Thränhardt. "Es gibt auch immer mehr türkischen Mittelstand." Lediglich weniger als 15 Prozent der Türken gehörten extremen islamischen Gruppen an. Der Wissenschaftler kritisierte den hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch (CDU), der es als problematisch bezeichnet hatte, dass islamische Kinder öfters nicht mit den Deutschen in Schullandheime mitfahren dürften. "Das ist ein Randphänomen", sagte Thränhardt. (dpa)