Stuttgart - Als auffällige Unregelmäßigkeit zeigte das Sonar am 12. Mai 1999 an, was sich später als größter Porzellanberg der Welt herausstellte: 30 Meter unter der Wasseroberfläche, knapp vier Meter hoch, zehn Meter breit und 42 Meter lang. Ungeheure Mengen chinesischen Porzellans türmten sich auf: Tassen, Teller, Schüsseln, Kannen, Vasen, Figuren. Aus alten Berichten, Dokumenten und Zeitungen gelang es dem englischen Schifffahrtsforscher Nigel Pickford, das Wrack als die chinesische Dschunke "Tek Sing" (Wahrer Stern) zu identifizieren. Die Tek Sing, etwa 50 Meter lang, zehn Meter breit, rund 1.000 Tonnen schwer, befand sich im Januar 1822 mit mehr als 200 Mann Besatzung und mindestens 1.600 Passagieren an Bord auf dem Weg von der chinesischen Hafenstadt Amoy (dem heutigen Hsiemen) nach Java. Die Passagiere waren vorwiegend auswanderungswillige Chinesen, die auf den Zuckerrohrplantagen Javas Arbeit finden wollten, und etliche Handelsleute. Auf einem von chinesischen Schiffen normalerweise nicht befahrenen Kurs lief das Schiff auf ein Riff und sank innerhalb von einer Stunde. Über 1.600 Menschen ertranken - mehr als beim Untergang der "Titanic". Ein begleitendes chinesisches Schiff nahm zwar im Vorbeifahren 18 Leute aus dem Meer auf, stoppte aber nicht, um zu helfen. Offenbar fürchtete man, mit der schieren Menge der Menschen im Wasser nicht fertig zu werden. Erst zwei Tage später fuhr das englische Schiff "Indiana" unter dem Ex-Royal Navy Kapitän James Pearl an der Unfallstelle vorbei. Seine Mannschaft konnte 180 weitere Schiffbrüchige retten. Es ist eine Geschichte voller Tragik, voller Abenteuer und Rekorde: Nach einem der folgenschwersten Schiffsunglücke der Geschichte soll nun der umfangreichste Porzellanfund aller Zeiten in der weltweit größten Versteigerung unter den Hammer kommen. Insgesamt 350.000 Stück Porzellan, die fast 180 Jahre unentdeckt auf dem Meeresboden lagerten, stehen in Stuttgart vom 17. November an zum Verkauf. (dpa)