Kosovo
Frühere serbische Regime-Medien werden geprüft
Seit dem Regimewechsel fließt westliches Kapital
Belgrad - Die serbische Informationsministerin Biserka Matic-Spasojevic hat angekündigt, dass die Herkunft des Kapitals, das in den
letzten Jahren in drei serbische TV-Sender investiert worden war, geprüft wird. Die formell privaten Belgrader TV-Sender Pink, Kosava und
Palma waren für ihre Nähe zum Regime des früheren jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic bekannt. Die tatsächlichen Gründer der
Sender seien bis heute unbekannt, erklärte Matic-Spasojevic.
Der frühere Spitzenfunktionär der neo-kommunistischen JUL-Partei und Inhaber des TV-Senders Pink, Zeljko Mitrovic, sorgte bereits vor. Er
teilte Anfang November mit, dass er Anteile an seinem Sender an die deutsche Firma Mitsui verkauft habe. Ein entsprechendes Abkommen
schloss er mit dem Mitsui-Vertreter in Belgrad, dem Österreicher Peter Kölbel. Es soll sich dabei um eine der ersten westliche Kapitalanlagen in
Serbien nach dem Regimewechsel handeln.
Gegenüber Belgrader Medien erklärte Kölbel, man habe sich wegen der hohen "Markt- und Medienposition" des Senders an TV-Pink beteiligt.
Die Assoziation unabhängiger elektronischer Medien (ANEM) forderte hingegen ein vorläufiges Moratoriu, für den Verkauf von Anteilen an
serbischen Medien sowie bei der Zuteilung von Frequenzen. Die Informationsministerin unterstützte diese Forderung zuletzt.
Unter dem Regime von Milosevic gehörte Pink zu einem der privilegiertesten Privatsender. Senderinhaber Mitrovic, Mitglied des
JUL-Hauptausschusses, war nie mit Frequenzproblemen konfrontiert. Das Programm seines TV-Senders, in dem "Turbo-Folk", eine bei der
neureichen Elite beliebte Mischung aus Rock- und Volksmusik, und billige südamerikanische Serien dominierten, war praktisch in ganz Serbien,
über Satellit aber auch im Ausland zu empfangen. Mitrovic gilt seit Jahren als einer der reichsten Männer Serbiens.
Als Kölbel vor vier Jahren als Teilinhaber der unabhängigen Tageszeitung Blic an die Öffentlichkeit trat, wurde in Belgrad darüber heftig
spekuliert. Die Tatsache, dass der Verwaltungsausschuss des Blattes zunächst von dem JUL-Spitzenfunktionär Aleksandar Lupsic geleitet
wurde, sorgte für die Annahme, dass das Belgrader Regime bzw. die JUL-Partei die Tageszeitung in Wahrheit zur Geldwäsche verwenden
wollte. Solche Spekulationen wurden bald durch einen Leitartikel Kölbels gegen die Oppositionsproteste im Herbst 1996 noch erhärtet.
Mittlerweile scheint das Geheimnis um Blic aber gelüftet zu sein. Der deutsche Verlag Gruner+Jahr gab sich am vergangenen Samstag als
Inhaber von 49 Prozent der Blic-Aktien zu erkennen. Unklar war noch, wann die Anteile an der Belgrader Tageszeitung erworben wurden und
ob der Verlag auch Mitbesitzer des TV-Senders Pink ist.
In Belgrad kursieren Gerüchte, wonach die Tochter Milosevics, Marija nun ebenfalls bemüht ist, ihren TV-Sender Kosava an Mitsui zu
verkaufen. Kosava war mit Hilfe von Kapital der größten staatlichen Betriebe Serbiens entstanden. Die Geldgeber waren alle Firmen, die von
Spitzenfunktionären des Regimes geleitet wurden. Zahlungen an den Sender der Milosevic-Tochter hatten Vorrang vor der Auszahlung von
Löhnen und Gehältern. (APA)