Montpellier - Französische Ärzte haben nach eigenen Angaben erstmals einem Diabetiker eine jahrelang funktionsfähige künstliche Bauchspeicheldrüse eingepflanzt. Diese zwölf Zentimeter lange und zwei Zentimeter dicke Insulin-Pumpe sei ein "entscheidender Schritt auf dem Weg der Entwicklung einer künstlichen Bauchspeicheldrüse", berichtete das Universitätskrankenhauses Montpellier am Dienstag. Diabetesexperte Martin Pfohl vom der Bochumer Universitätsklinik Bergmannsheil wertete die Operation als "hoch experimentell, aber gigantisch gut." Vielen Diabetikern könnten künftig womöglich regelmäßige Blutzuckermessungen mit Stichen in den Finger erspart bleiben. Der Arzt Eric Renard hatte dem Kranken am 24. Oktober den Prototyp der Insulin-Pumpe mit einer Batterie unter die Bauchdecke eingepflanzt. Der Patient leidet an Typ-1-Diabetes und ist damit auf die regelmäßige Injektion von Insulin angewiesen. Bei der seit Jahrzehnten laufenden Erforschung künstlicher Bauchspeicheldrüsen kämpften die Wissenschafter bisher vor allem um eine genaue Messvorrichtung des Blutzuckers, sagte Diabetologe Pfohl. Das Ziel ist eine genaue Anpassung der künstlich ausgeschütteten Insulinmenge an den schwankenden Blutzuckerspiegel. Ins Fettgewebe implantierte Mess-Sensoren seien bisher nach wenigen Tagen zu ungenau geworden, da sich um sie Narbengewebe gebildet habe, sagte der Mediziner. Der in Frankreich implantierte Sensor soll nach Angaben der Klinik nun zwei Jahre funktionieren. Zu den bisher verwendeten Mess-Sensoren erklärte ein Sprecher der der Herstellerfirma MiniMed in Mainz: "Unser System ist für eine Nutzungsdauer von bis zu 72 Stunden zugelassen." Sensoren, die nicht direkt unter der Haut sondern tiefer im Körper sitzen, könnten jedoch länger arbeiten. Die französischen Ärzte wollen nun die Lebensdauer des eingesetzten Messgeräts überprüfen. Das Insulin-Reservoir wird alle drei Monate gefüllt, hieß es. Das neue System soll 50 weiteren Diabetikern in Frankreich und in den USA eingepflanzt werden. (APA)