Wien - ÖIAG-Chef Rudolf Streicher kündigte am Dienstag im ORF-Radio an, dass er sich aus den Aufsichtsräten von Lauda Air und Tyrolean zurückziehen werde. Im Kontrollgremium der AUA werde er weiter bleiben. Der Rückzieher Streichers ist die Folge der monatelangen Kritik an seiner Dreichfachfunktion und dem damit verbundenen Interessenkonflikt. Er habe sein Ausscheiden bei Lauda Air und Tyrolean bereits in den jeweiligen Gremien angekündigt, erklärte Streicher, der beteuerte, auch selbst nicht ganz zufrieden mit der Konstruktion zu sein. Ein ÖIAG-Aufsichtsrat sagte hingegen zum S TANDARD , man habe es Streicher "nahe gelegt", die Mandate bei beiden Airlines zurückzulegen. Bei Lauda will Streicher abtreten, wenn die Eigentumsverhältnisse geklärt sind, die AUA also die angestrebte Mehrheit hat. Wenn der KPMG-Prüfbericht vorliege, der auch gewisse kritische Punkte gegenüber dem Vorstand zum Inhalt haben werde, und wenn einerseits die Konsequenzen aus dem Bericht, andererseits das von der AUA angestrebte Durchgriffsrecht klar seien, "werde ich mich sofort aus dem Aufsichtsrat von Lauda zurückziehen", so Streicher. "Bei Tyrolean ist es keine Schwierigkeit, da die AUA hundertprozentiger Eigentümer ist." Es sei ihm bekannt, dass in der Öffentlichkeit auch über seine Funktion als AUA-Aufsichtsratschef diskutiert werde. Allerdings stehe diese in engem Zusammenhang mit seiner Tätigkeit als Chef der ÖIAG, daher werde er in dieser Funktion bleiben. Es gebe noch eine Menge Probleme zu lösen, und davor wolle er nicht davonlaufen. Auch seine Position als ÖIAG-Vorstand sieht Streicher nicht infrage gestellt. Es gebe kein objektiv verwertbares Merkmal, dass ihn jemand aus dieser Funktion entfernen möchte. Der Aufsichtsrat habe ihn erst kürzlich wieder das Vertrauen ausgesprochen, so Streicher. Finanzminister Karl-Heinz Grasser, Eigentümervertreter der Republik, verweist wegen Streicher auf die zuständigen Gremien. Grasser: "Ich möchte überhaupt keine Personaldiskussion zum heutigen Zeitpunkt führen. Das ist eine Frage, die intern in Gremien zu klären ist. Hier werde ich in den nächsten Tagen ein Gespräch mit ÖIAG-Aufsichtsratschef Alfred Heinzel führen". (cr, DER STANDARD, Printausgabe 5.11.2000)