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Mit dem Namen Sonia Delaunay wird in der angewandten Kunst vor allem eines verbunden: Vielseitigkeit. Als Designerin beschränkte sie sich nicht auf textile Gestaltung von Stoffen und Kleidern. Auch Bühnenbilder, Möbel, Kirchenfenster, Geschirr und Bucheinbände, sogar Autos wurden von ihr „auf eine einmalige und aufregend neue Weise gestaltet“. (Adriane von Hoop) Expressionistische und fauvistische Elemente Seit 1910 zählt Delaunay auch in der modernen Malerei als richtungsweisend. Avantgardistisch orientiert und zeitlos zugleich, hatte Delaunay ein ausgeprägtes Gespür für kommende „Trends“ und ist - betreffend Form und Material - sozusagen Vorreiterin für viele Strömungen. Nach ihrem Studium an der Kunstakademie von Karlsruhe geht Sonia 1905 nach Paris, wo sie von Matisse und den fauves, Gauguin und van Gogh beeinflusst wird. Groß angelegte Farbflächen mit stark konturierten Elementen sind typisch für diese Zeit ihres malerischen Schaffens. „Simultan-Kleider“ In Paris lernt sie auch ihren zweiten Mann, Robert Delaunay, kennen. Eine künstlerische Partnerschaft entwickelt sich. Angeregt durch den Simultankontrast von Farben des Physikers Chevreul, experimentieren die Delaunays mit Farbflächen und untersuchen die Veränderungen der Farb- und Tonwerte, die bei bestimmten Farbkonstellationen auftreten. Mit der gezielten Verwendung der Farbreaktionen soll die „lichterfüllte Natur“ eingefangen werden. Anwendung findet diese neue Art der Darstellung in Sonias Bildern vom Tanzlokal „Bal Bullier“. Hier machen ihre berühmten „Simultankleider“ Furore: durcheinanderwirbelnde Farbflächen bilden die Atmosphäre von Bewegung und Licht ab, in der die tanzenden Paare nur schemenhaft erscheinen. Design mit internationalem Erfolg Mit dem ersten Weltkrieg und der Russischen Revolution beginnt für Sonia Delaunay ein materieller Überlebenskampf. Denn die Unterstützung durch ihre Verwandten in St. Petersburg entfällt nun. Sonia übernimmt die finanzielle Absicherung der Familie, in dem sie eine Design-Boutique eröffnet und auf die Malerei verzichtet. Dafür hat sie mit ihren außergewöhnlichen Kreationen internationalen Erfolg. Dies ändert sich mit der Weltwirtschaftskrise, und 1930 muss sie ihr Geschäft schließen. Sie stürzt sich erneut aufs Malen, das sie bis zu ihrem Tod im Alter von 94 Jahren nicht aufgibt. 1979 stirbt Sonia Delaunay friedlich in ihrem Pariser Atelier. (dabu)