Thomas Prinzhorn mag derzeit etwas abseits der tatsächlichen Machtzentren in der schwarz-blauen Koalition stehen. Aber wenn es um Personalbesetzungen in der staatsnahen Wirtschaft geht, hat niemand in der Republik so viel Einfluss wie der Zweite Nationalratspräsident. Von den Schlüsselfiguren im neuen Aufsichtsrat der ÖIAG über die ÖBB bis zur neuen Infrastrukturministerin Monika Forstinger - überall scheint Prinzhorn seine Finger im Spiel zu haben. Zwar spricht die Koalition von rein objektiven und sachlich motivierten Besetzungen - und tatsächlich sind viele von Österreichs erfahrensten Managern zu Aufsichtsratsehren gekommen. Doch die vielen Querverbindungen zum machtbewussten Papierindustriellen, der seit Jahren als Jörg Haiders wichtigster Verbündeter in der Wirtschaft gilt, lassen sich nicht als Zufall abtun. Prinzhorn ist der Querverbinder, der Türenöffner für Haider. Auch wenn das Verhältnis zwischen den beiden zuweilen äußerst gespannt ist. Wer zu Prinzhorn gezählt wird, ist noch lange nicht ein Haider-Mann. Prinzhorn-Vertraute in der ÖIAG Vor allem in der ÖIAG haben Prinzhorn-Vertraute das Sagen: Der Aufsichtsratsvorsitzende Alfred Heinzel, Manager im SCA-Konzern, ist ein befreundeter Kollege aus der Papierbranche, ebenso Frantschach-Chef Veit Sorger. Der deutsch-österreichische Industrielle Cornelius Grupp wiederum ist ein langjähriger Freund und steht der Thomas Prinzhorn Privatstiftung vor. Billa-Chef Veit Schalle gilt zwar nicht als besonderer Prinzhorn-Intimus, ist aber seit Jahren einer der verlässlichsten Parteigänger der FPÖ in der heimischen Wirtschaft. Heinzel ist auch in den Aufsichtsrat des Verbund-Konzerns eingezogen, dessen neuer Vorsitzender Erhard Schaschl (Wienerberger) zwar parteilos ist, aber keine blauen Berührungsängste hat. "Blauer" ÖBB-Aufsichtsrat Blau eingefärbt wurde auch der ÖBB-Aufsichtsrat, doch diesmal war Prinzhorn nicht am Werk. Der ehemalige Banker Michael Lielacher, der Spediteur und ÖBB-Konkurrent Rodolphe Schoettel sowie der ehemalige FPÖ-Abgeordnete Siegfried Dillersberger wurden noch von Verkehrsminister Michael Schmid ausgewählt - mit Haiders Segen. Prinzhorn kann dieser Personalentscheidung nur wenig abgewinnen. Wenn wieder einmal bei den Bundesbahnen ein Posten besetzt werden muss - etwa wenn tatsächlich der SP-nahe Vorstandschef ausgetauscht werden sollte -, dann wird Prinzhorns Meinung wohl nicht so leicht übergangen werden. Schließlich ist Schmids Nachfolgerin Forstinger ein Protege von Heinzel, der sie einst als Umweltexpertin zur Papierfabrik SCA-Laakirchen geholt hat. (DER STANDARD Print-Ausgabe, 15. 11. 2000)