Wien - Bei einer außerordentlichen Hauptversammlung (ao HV) der börsenotierten Flughafen Wien AG haben die Aktionäre am Mittwoch die mehrheitliche Privatisierung des größten heimischen Flughafens besiegelt. Mit dem Rückkauf eigener Aktien im Ausmaß von 10 Prozent schaffe der Flughafen Wien die Basis für eine neue Eigentümerstruktur, sagte Flughafen-Vorstandsvorsitzender Herbert Kaufmann. Die bisherige Struktur - 52,14 Prozent befanden sich in öffentlicher Hand - habe internationale Investoren abgehalten, verstärkt in die Flughafen-Aktie zu investieren. Vom erwarteten Kursgewinn würden alle Aktionäre profitieren. Wie berichtet, will der Flughafen das 10-Prozent-Paket in eine zu gründende Mitarbeiterstiftung einbringen. Die staatliche Beteiligungsholding ÖIAG, die bisher ebenso wie Wien und das Land Niederösterreich je 17,38 Prozent an der Flughafen AG hielt, wird sich in mehreren Schritten zur Gänze von ihrem Paket trennen. In einem ersten Schritt hat sie bereits je 2,62 Prozent an Wien und Niederösterreich abgegeben, die damit je 20 Prozent halten. Öffentliches Rückkaufangebot Der Flughafen Wien hat allen Aktionären ein öffentliches Rückkaufangebot zum Fixpreis von 45 Euro gemacht, das noch bis zum 28. November gilt. Die ÖIAG wird ein 10-Prozent-Paket anbieten. Da zu erwarten ist, dass insgesamt also mehr als 10 Prozent zur Disposition stehen, werden die angebotenen Aktien nicht zur Gänze, sondern nur anteilig zurückgekauft werden. Dabei müsse auf Einzelaktien gerundet werden, sagte der Vorstand bei der HV. Zu einem späteren Zeitpunkt werde die ÖIAG dann ihre verbleibenden Flughafen-Anteile veräußern. Dafür gebe es keinen Zeitdruck, "wir haben die ganze Legislaturperiode zur Verfügung", sagte ÖIAG-Finanzchef Johannes Ditz bei der HV. Dieser Verkauf solle voraussichtlich nicht über die Börse erfolgen, um den Kurs nicht zu beeinflussen. Die geplante Variante erfülle mehrere Funktionen, so Kaufmann: eine billigere Finanzierungsstruktur für den Flughafen, die Schaffung eines neuen österreichischen Kernaktionärs, der größtes Interesse an der Erhaltung des Wirtschaftsstandortes habe, die mehrheitliche Privatisierung des Flughafens sowie die dividendenbezogene Motivation der Mitarbeiter. Bisher wurde eine Erfolgsprämie von 6 Prozent des Betriebserfolgs (EBIT) an die Belegschaft ausgeschüttet. Kleinaktionäre üben Kritik Einzelne Kleinaktionäre übten bei der HV wie erwartet Kritik an den Plänen des Flughafen-Vorstands. Kritisiert wurden unter anderem die "übereilte" Durchführung des Projekts sowie die Tatsache, dass die ÖIAG ihren verbleibenden Anteil voraussichtlich nicht über die Börse abwickeln wolle. Der Vorstand verwies auf steuerliche Gründe: Mit nächstem Jahre verdopple sich die Besteuerung von Stiftungen. Im Interesse der Eigentümer sei dieser Vorteil zu nutzen, die Ersparnis soll in der Größenordnung von 35 Mill. S liegen. (APA)