Graz - Ölpreissteigerungen und Euro-Schwäche werden die europäische Wirtschaft nicht in rezessive Tendenzen bringen. Europa und die USA dürften im Jahr 2001 ein annähernd gleiches Wachstum von rund 3 Prozent erreichen, so Helmut Kramer, Chef des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo), beim alljährlichen Konjunkturgespräch der Raiffeisen Landesbank Steiermark am Mittwoch in Graz. Die Volatilitäten des Ölpreises wie jene der europäischen Währungsrelationen zum Dollar waren in der Vergangenheit wesentlich höher, so Kramer. "Man kann einigermaßen gelassen sein", meint der Wifo-Chef. Die Wirtschaft befinde sich in einem längerfristigen Wachstumstrend, dessen Bruch sich nicht abzeichne. Und nur vor dem Hintergrund von Wachstum können die Preise steigen, stellte Kramer fest. Die Rohölpreissteigerungen seien jedenfalls in keiner Weise mit den Ölschocks der siebziger und achtziger Jahre zu vergleichen, so Kramer. Dazu müsste der Rohölpreis schon auf 70 Dollar (81,6 Euro/1.122 S) ansteigen, was kein realistisches Szenario sei. Eine Rezession als Folge der jüngsten Preiserhöhungen bei Erdöl sei demnach auszuschließen. Abwertung des US-Dollars möglich Auch der Euro, bzw. seine Vorläuferwährungen, haben in den letzten Jahrzehnten bereits größere Abwertungsphasen gegenüber der US-Währung durchgemacht, gab Kramer zu bedenken. Die weitere Entwicklung ist schwer prognostizierbar, so Kramer, die Fundamentaldaten sprechen für eine bevorstehende Abwertung des US-Dollars. Kramer verwies dabei insbesondere auf das hohe Leistungsbilanzdefizit der USA, das heuer rund 450 Mrd. Dollar erreichen werde. Dieses Leistungsbilanzdefizit werde derzeit vom Euro-Raum finanziert, was längerfristig nicht haltbar sei. Die regionale Wirtschaftsentwicklung in der Steiermark wurde von den Wifo-Forschern als überdurchschnittlich bewertet. Maßgebend für diese Entwicklung war die Sachgüterproduktion, die im ersten Halbjahr 2000 um 7,7 Prozent gestiegen war. Auch der Arbeitsmarkt profitiert von der positiven Entwicklung. Die Beschäftigung steigt und die Arbeitslosigkeit ging im ersten Halbjahr 2000 um 12,1 Prozent zurück. (APA)