Etat
Journalisten- gewerkschaft: Sechs Wochen Frist vor Rücktritt
Vorerst bleibt alles beim Alten im Präsidium der Journalistensektion. Gewerkschaft will jedoch ÖGB in die Pflicht nehmen
Wien - Die Journalistengewerkschaft lud am Mittwoch zu einem Pressegespräch anlässlich eines "personellen Wechsels an der Spitze". Vorerst aber bleibt alles beim Alten im Präsidium der Journalistensektion. Deren
Vorsitzende Astrid Zimmermann war am Morgen mit der festen Absicht in die Präsidiumssitzung gegangen, ihre Funktion
zurückzulegen, da "in den derzeitigen Strukturen keine sinnvolle Interessensvertretung möglich ist". Ihre Kollegen in der
Sektionsführung aber konnten sie umstimmen. Problem Teilgewerkschaften
Hintergrund des Rücktrittswunsches war ein Beschluss des ÖGB-Bundesvorstands, der sich unlängst nicht dazu
durchringen konnte, den Wechsel der Journalistensektion von der Teilgewerkschaft Kunst, Medien, Sport, freie Berufe
(KMSfB) zur Gewerkschaft Druck und Papier (DuP) abzusegnen. Vielmehr signalisierte ÖGB-Präsident Fritz Verzetnitsch
seine grundsätzliche Präferenz für eine Gewerkschaft "Kunst, Medien, Kommunikation" unter Beteiligung der Gewerkschaft
der Privatangestellten (GPA), der Postgewerkschaft, der DuP sowie der KMSfB. Diese vier Teilgewerkschaften wurden im
Rahmen des ÖGB-Bundesvorstandes beauftragt, bis Ende des Jahres gemeinsam mit dem ÖGB-Präsidium eine Lösung
zu finden.
Hoffnungsschimmer
Für Franz C. Bauer, Vizepräsident der Journalistengewerkschaft, gibt es nun "zumindest einen Hoffnungsschimmer, dass
sich etwas bewegt". Drei Lösungen zeichneten sich ab: Der "große Wurf" einer Mediengewerkschaft, die gemeinsam von
den vier Teilgewerkschaften gegründet wird, eine "kleine Fusion" der DuP, KMSfB sowie der Postgewerkschaft oder aber
der Wechsel der Journalistensektion zur DuP.
Beratungen
Den im ÖGB-Bundesvorstand festgesetzten Zeitplan, der eine Lösung bis Jahresende vorsieht, nimmt das Präsidium der
Journalistengewerkschaft ernst. Sollte es in den nächsten sechs Wochen nicht zu einem Ergebnis kommen, sei die Frage
zu stellen, wie weit die ÖGB-Spitze noch funktioniere, so Bauer. Dies sei keineswegs als Rücktrittsaufforderung an
Verzetnitsch zu verstehen, ergänzte er. Der ÖGB müsse aber zu seinen Entschlüssen stehen und sie fristgerecht umsetzen.
Die Gelegenheit dazu bot sich bereits am Mittwoch: Nach Aussagen der Journalistengewerkschaft sollten die Beratungen
der vier betroffenen Teilgewerkschaften in die erste Runde gehen.
Zimmermann will abwarten
Zimmermann selbst will nun die nächsten sechs Wochen abwarten. Ihr Rücktritt sei aber noch nicht vom Tisch, signalisierte
sie. Von Erleichterung anlässlich ihres Verbleibs im Präsidium wollte sie vor der Pressekonferenz jedenfalls nicht sprechen:
"Ich bin ein Opfer". (APA)