Rom - Der 46-jährige Fiat-Erbe Edoardo Agnelli ist am Mittwoch in einem Flussbett bei Turin tot aufgefunden worden. Seine Leiche lag am Fuße eines Viadukts, der den Fluss Stura überquert. Nur wenige Meter davon entfernt wurde das geparkte Auto entdeckt. Selbstmord ist nicht ausgeschlossen, vermuten die Ermittler. Fiat-Präsident Gianni Agnelli begab sich in Begleitung des Staatsanwaltes an den Unglücksort. Anschließend wurde die Leiche seines Sohnes nach Fossano gebracht, wo sie gerichtsmedizinisch untersucht werden soll, um die Todesursache zu ermitteln.

Damit hat die Familie Agnelli innerhalb weniger Jahre zwei Söhne verloren. Giannis Neffe und designierter Fiat-Chef Giovanni Alberto war 1997 im Alter von 33 Jahren an Krebs gestorben. Der tot aufgefundene Edoardo, den Agnelli nach seinem Studium an der Princeton University zu seinem Nachfolger aufbauen wollte, hatte nie Interesse für Italiens größten Industriekonzern bekundet. Er hielt sich lieber in Indien als in Turin auf und war dem Buddhismus mehr zugeneigt als einer Karriere bei Fiat. Auch ein Gastspiel im Vorstand des Fiat-eigenen Fußballklubs Juventus verlief nicht zur Zufriedenheit des Vaters. Für Schlagzeilen sorgte Agnelli junior 1990, als er in Kenia wegen Drogenbesitzes verdächtigt wurde.

Schicksalsschläge

Vater Gianni Agnelli musste sich schon in seiner Jugend an herbe Schicksalsschläge gewöhnen. Im Alter von 14 Jahren verlor er seinen Vater bei einem Flugunfall. Zehn Jahre später kam seine Mutter bei einem Autounfall ums Leben. Giannis jüngerer Bruder Giorgio starb früh in einer Schweizer Klinik. Der Avvocato selbst wurde 1952 bei einem Unfall in Monte Carlo lebensgefähr lich verletzt. (Gerhard Mumelter, DER STANDARD, Printausgabe 16.11.2000)