Wien - Österreichs Frächter wollen Blockaden von Grenzübergängen nach Tschechien nicht mehr tolerieren und gegebenenfalls auch genehmigte Kundgebungen sprengen. "Die Schmerzgrenze ist erreicht", sagte der Vorsteher des Fachverbandes Güterbeförderung in der Wirtschaftskammer Österreich, Adolf Moser, am Mittwoch.

Der Geschäftsführer des Fachverbandes, Rudolf Bauer, bezifferte den Schaden, den die Transportbranche durch die Sperre der Grenzübergänge nach Tschechien erleide, mit täglich knapp neun Mio. S (650.000 EURO). Da die Grenzübergänge von Anti-Atom-Aktivisten seit Oktober an insgesamt zehn Werktagen lahm gelegt worden ist, mache der Gesamtschaden bis jetzt fast 90 Mio. S aus.

Noch am vergangenen Donnerstag waren, wie berichtet, Fahrten nach Tschechien nur über die Slowakei oder Deutschland möglich. Erst Donnerstagabend wurden die Grenzübergänge wieder für den Verkehr freigegeben. Die Anti-Atom-Bewegung, die mit den Blockaden die tschechischen Behörden zum Stopp des Kernkraftwerks Temelín bewegen will, hat weitere Aktionen angekündigt. "Sollten die Übergänge länger als zwei, drei Stunden blockiert sein, werden wir die Fahrzeuge abschleppen und die Demonstrierer verdrängen", sagte Moser.

Auf Verständnis für die Sorgen der Branche hofft Moser bei der neuen Infrastrukturministerin Monika Forstinger zu stoßen. Insbesondere die geplante Anhebung der Kfz-Steuer um 50 Prozent Anfang kommenden Jahres stoßt den Frächtern sauer auf. Pro Lkw müssten dann jährlich 60.000 S statt bisher 40.000 S an den Fiskus abgeführt werden. Dabei seien Deutsche, Holländer und Liechtensteiner jetzt schon bevorzugt, die bereits jetzt nicht mehr als umgerechnet 20.000 respektive 15.000 und 11.000 S Kfz-Steuer zahlen müssten.


Kooperation

Bundeskanzler Wolfgang Schüssel habe der Branche zugesagt, gemeinsam mit Finanzminister Karl-Heinz Grasser über eine Aussetzung der geplanten Verteuerung nachzudenken, sollte der Dieselpreis bis Anfang Dezember auf hohem Niveau bleiben. Moser: "Wir hoffen, dass diese Zusage eingehalten wird."

Zu Einsparungen verhelfen möchte Moser der Branche auch auf anderem Weg: Mit der Truck24 AG, einer europäischen E-Logistik-Plattform für Lkw mit Sitz in München, hat der Fachverband Güterbeförderung eine Kooperation beschlossen. Truck24 stattet Verbandsmitgliedern zu Vorzugskonditionen mit einem Internet-basierten Kommunikationssystem aus. Das System könne mehr als das Handy und sei darüber hinaus viel günstiger, hieß es. (stro, DER STANDARD, Printausgabe 16.11.2000)