Der Konflikt zwischen FP-Pressedienst und Austria Presse Agentur scheint vorerst - bis zum nächsten Mal? - mit einem klaren Punktesieg der APA beendet, ist aber doch im Hinblick auf das Verhältnis zwischen Politik und Medien einer näheren Betrachtung wert.

Da ist zunächst festzuhalten, dass die Versuche von Politikern, auf Medien Einfluss auszuüben, so alt sind wie die Politik selbst. Es gehört zum Wesen eines Politikers, einer Politikerin, dass er/ sie versucht, Medien in den Griff zu kriegen. Der Bogen der Methoden, die da zur Anwendung kommen, ist weit gespannt. Er reicht von Beschimpfung über Drohung bis zur Schmeichelei. Je nach geistiger Statur des Politikers bzw. der Politik.

Der Umstand, dass die FP-Methoden eher am Anfang des Bogens angesiedelt sind, kann wohl niemanden ernstlich überraschen, doch sind sie letztlich für ein Medium, das seine Unabhängigkeit bewahren will, nicht gefährlicher als andere, freundlichere, wären.

Wer's erlebt hat, weiß noch, wie es auf einen jungen Journalisten wirkte, vom großen Medien-Zampano Bruno Kreisky vertraulich auf die Seite geführt zu werden, um dann in eindringlichem Ton das zweifelhafte Kompliment zu hören: "Schaun S' Herr Nowak, ich hab das Gefühl, in dem Blatt, in dem sie arbeiten, sind sie ja der Einzige, der das versteht . . ." Stellte sich dann allerdings heraus, dass der so Umworbene dies oder jenes doch nicht "verstand", konnte der Journalisten-Kanzler blitzartig zum Abkanzler werden. Da herrschte er plötzlich unbotmäßige Fragesteller grantig an: "Lernen sie Geschichte, Herr Reporter!"

Und im Übrigen hielt er sich einen Zentralsekretär namens Fritz Marsch. Der war der Mann fürs Grobe und unterstellte dann (durchaus nicht unähnlich dem heutigen Stil der FPÖ) unabhängigen Journalisten ungeniert und pauschal, sie wären eine "Jagdgesellschaft", nur darauf aus, der Regierung und Regierungspartei zu schaden.

Gelegentlich verbirgt sich Beeinflussung hinter Belehrung. Des Inhalts vorzugsweise, dass das, was gerade missfällt, doch wohl nicht "Aufgabe" des Mediums wäre, also etwa die APA als Nachrichtenagentur nicht die Aufgabe habe, Spekulationen zu transportieren. Als ob Spekulationen nicht ab einer gewissen Dichte absolut Ereignischarakter besäßen und natürlich Gegenstand der Berichterstattung sein müssen. Andernfalls die Agentur in die Rolle eines Verkündigungsinstrumentes im Dienst irgendwelcher Machtträger zurückfallen würde, die dort - gewissermaßen nomine domini - ihre jeweiligen Ansichten verbreiten könnten. Unbelästigt von unbequemen, weil fragenden, Journalisten, versteht sich.

Eben dies ist ja letztlich das Ziel jeder politischen Intervention, die allesamt auf Einschüchterung hinauslaufen. Einschüchterung, die durch Beschimpfung und brutale Drohung genauso erreicht werden kann wie durch die Warnung vor Liebesentzug. Am Ende soll dann die Selbstzensur stehen, die schlimmste Form der Zensur überhaupt.

Wehret den Anfängen!

Um dieser Gefahr zu entgehen, bedarf es bloß der Bereitschaft, die rechtlichen Rahmenbedingungen (Gesetze und Redaktionsstatute) zu nutzen. Hochgestochen formuliert, könnte man von notwendiger Zivilcourage und auch von Tapferkeit sprechen, wobei anzumerken wäre, dass hier Tapferkeit vor dem Freund zumindest ebenso gefragt ist, wie jene vor dem Feind. Was wiederum ein unverzichtbares Maß an Konfliktbereitschaft zur Voraussetzung hat. Wer sein Harmoniebedürfnis im Beruf ausleben will, der ist im Journalismus vermutlich fehl am Platz.

Aber es geht bei der Abwehr von unzulässigen Interventionen, bei der richtigen Antwort auf Beschimpfungen und Diffamierungen auch um den Ruf von Journalisten und Medien. Was in der Praxis heißt, um deren Existenz. Denn ein guter Ruf ist und bleibt das wichtigste Betriebskapital eines jeden Journalisten und jedes Mediums. Seine Verteidigung ist jede Anstrengung wert. In der täglichen Arbeit ebenso wie in notwendigen Auseinandersetzungen.

Und es gilt das Prinzip: Wehret den Anfängen! Auch das zeigt das Beispiel APA/ FPÖ eindringlich. Nach ersten, beleidigenden Angriffen auf einen APA-Mitarbeiter suchte man zunächst das Gespräch mit dem FPÖ-Klubobmann. Dessen Forderung, alle APA-Zitate von ihm künftig vor Veröffentlichung autorisieren zu dürfen, wehrte man immerhin ab. Doch offenbar als Gegenleistung für eine halbherzige Entschuldigung Peter Westenthalers räumte man ihm ein, er könne in Zukunft vor Stellungnahmen zu APA-Anfragen Nachdenkzeiten beanspruchen. Was man zumindest im FPÖ-Klub fröhlich so auffasste, dass man jetzt - trotz des Gebotes rascher Agenturarbeit - das Tempo der APA-Berichterstattung in für Freiheitliche sensiblen Themen zumindest beeinflussen könne. Ansonsten entlud sich die Nervosität der FPÖ weiter ungebremst in voller Aggressivität, wie sich Tage später durch neuerliche, noch wildere Attacken erwies.

Bleibt nur zu hoffen, die nun doch eingebrachte Klage der APA gegen den FPÖ-Pressedienst kann noch verhindern, dass das böse Beispiel Schule macht.

Josef A. Nowak war bis 1997 Chefredakteur der APA.